Cobra leitet Terrorabwehr in Europa

Cobra,25. November 2015,Einsatzkommando,Neue Ausbildung,Terror,Terroranschläge,Verpflichtende Sanitäterausbildung,Brigadier Strametz,Oberst Scherz
Internationale Kooperation der Sicherheitsbehörden führte zum festgenommenen IS-Verdächtigen.

Der entscheidende Hinweis zu dem am Freitag in Wien festgenommenen Terrorverdächtigen Lorenz K. kam vom deutschen Verfassungsschutz. Laut dem Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, geht ohne internationale Zusammenarbeit im Terrorkampf in Europa nichts mehr. Österreich tauscht sich derzeit mit 100 ausländischen Sicherheitsbehörden aus.

Als im Juli des Vorjahres ein 18-jähriger Schüler in München neun Menschen erschoss, eilte die österreichische Polizei-Sondereinheit Cobra den Kollegen der GSG-9 mit vier Hubschraubern und 42 Beamten zu Hilfe. Nachdem der Terror keine Grenzen kennt, fallen auch die zwischen den Einheiten der Polizei. Seit 1. Jänner hat die Cobra für vier Jahre den Vorsitz im Verbund aller europäischen Sondereinheiten namens Atlas, benannt nach dem Titanen der griechischen Mythologie.

11. September

Cobra leitet Terrorabwehr in Europa
Honorarfrei,Cobra,ATLAS,Sobotka,Treibenreif,Gonner
Nach den Terroranschlägen vom 11. September in den USA wurden in Europa Pläne geschmiedet, wie sich die Polizei im Antiterrorkampf besser vernetzen könnte. 2008 folgte ein Ratsbeschluss der EU, der die Zusammenarbeit in Krisenfällen rechtlich regelt. "Dadurch ist es möglich, dass sich Sondereinheiten in ganz Europa gegenseitig unterstützen", sagt der Chef der Direktion für Spezialeinheiten, Bernhard Treibenreif. "Wir haben in ganz Europa neue Bedrohungsformen, für die es Lösungen benötigt. Durch gemeinsame Einsatzübungen, Workshops und Forschungsprojekte in allen EU-Mitgliedstaaten wollen wir einen möglichst hohen Standard in der Terrorbekämpfung erarbeiten", erklärt der für den Atlas-Verbund Verantwortliche bei der Cobra, Harald Gonner.

Unter dem Vorsitz Österreichs sind im heurigen Jahr bereits 15 Atlas-Projekte mit 60 Übungen in elf EU-Ländern geplant. Für Innenminister Wolfgang Sobotka ist die internationale Kooperation der Sicherheitskräfte unverzichtbar: "Nicht nur auf dem Gebiet der Spezialeinheiten, sondern auch in der Frage des Datenaustausches in Europa. Damit wir die Wege der Täter erfassen und ein umfassendes Lagebild haben. Je mehr Informationen wir haben, umso besser ist ein Einsatz zu planen. Es geht um die Sicherheit der europäischen Bürger."

Ohne geheime Inhalte preiszugeben, skizzieren Gonner und Treibenreif die Schwerpunkte: Nach den Anschlägen in Paris wurden von den Attentätern großkalibrige Waffen mit hoher Durchschlagskraft und Sprengfallen zur Abwehr der Polizei verwendet. "Das muss bei der Erstürmung von Gebäuden berücksichtigt werden. Genau solche Sachen werden geprobt", sagt Treibenreif. Getestet wird auch der Einsatz neuester Technologien, beispielsweise am Audio- und Videosektor bei der Observation von Personen. Großes Thema ist die Abwehr von feindlichen Drohnen.

Einer der brennendsten Punkte, vor allem für Staaten am Meer, ist die Terrorabwehr auf Kreuzfahrtschiffen. Die Kampftaucher der Spezialeinheiten üben dafür heuer gemeinsam die Entschärfung von Sprengsätzen unter Wasser. Im Rahmen des Atlas-Verbundes wird auch mit der Industrie, insbesondere mit Fahrzeug- oder Flugzeugherstellern, zusammen gearbeitet. "Es geht vor allem um Sicherheitssysteme für die Terrorabwehr in der Luft", sagt Treibenreif.

Im Rahmen des von der Regierung beschlossenen Sicherheitspakets bekommt die Cobra im heurigen Jahr nicht nur Ausrüstung, sondern auch 100 neue Planstellen. Der Kommandant des Cobra-Standortes in Wien, Hannes Gulnbrein, übernimmt die Stützpunktleitung der Cobra-Zentrale in Wiener Neustadt (NÖ). Außerdem wurde ein neues Referat für Taktik und Personenschutz geschaffen, die Leitung hat Thomas Pinkel.

Kommentare