Chefpsychologe im Gefängnis nach Eklat vom Dienst freigestellt

"Gröbere Differenzen" in Haftanstalt
Graz-Karlau: Sexuelle Belästigung von Kolleginnen stand beim psychosozialen Dienst auf der Tagesordnung. Ein Psychologe wurde bereits entlassen.

Seit vergangenem Freitag ist der Leiter des psychosozialen Dienstes in der Justizanstalt Graz-Karlau vom Dienst freigestellt. Der Chefpsychologe soll eine Kollegin in seinem Dienstzimmer sexuell belästigt haben, besagen Meldungen aus dem Gefängnis. Die Sprecherin des Justizministeriums, Britta Tichy-Martin, bestätigt die Freistellung des Mannes, diese sei jedoch nicht wegen sexueller Übergriffe, sondern "zur Kalmierung gröberer Differenzen mit dem Anstaltsleiter" verfügt worden.

In Unterhose

Tatsache ist jedoch, dass der Chefpsychologe seit Jahren ein Problem mit der nötigen Distanz zu Kolleginnen hat. Und nicht nur er. Im Oktober 2014 wurde ein ihm untergebener Psychologe (zunächst) in die Justizanstalt Graz-Jakomini versetzt, weil er zwei Mitarbeiterinnen begrapscht hatte. Er trat seinen Dienst oftmals in der Unterhose an und erklärte dazu: "Was soll ich mit meiner Geilheit machen?"

Der Mann wurde vom Strafgericht zu einer Geldstrafe verurteilt und aus dem Justizdienst entlassen.

Sein vormaliger Chef war bereits 2010 zu einer Disziplinarstrafe von 300 Euro verurteilt worden, weil er gegenüber Kolleginnen anzügliche Äußerungen im direkten Umgang sowie in Handy-Nachrichten getätigt hatte. Er blieb dennoch Chefpsychologe in der Karlau, wo seine Aufgabe unter anderem darin bestand, Sexualstraftäter zu therapieren und irgendwann auf eine Entlassung vorzubereiten.

In der Justizanstalt sitzen über 500 Häftlinge ihre Strafen bis zu lebenslang ab, es gibt auch einen Maßnahmenvollzug für geistig abnorme Rechtsbrecher.

Im Sommer 2014 übernahm Hofrat Josef Mock die Leitung der Justizanstalt und machte es sich von Anfang an zur Aufgabe, Ordnung in den psychosozialen Dienst zu bringen. Dabei gerieten er und der Chefpsychologe offenbar aneinander.

Versetzung

Vor einigen Monaten versetzte Mock den Arzt in eine andere Abteilung. Was ihn dazu bewogen hat, darüber hüllen sich die Eingeweihten in Schweigen. Danach muss es aber zum Eklat gekommen sein, der nun zur gänzlichen Freistellung des Psychologen führte.

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