Familien im Visier der Menschenjäger

Der kasachische Ex-Geheimdienstchef M. zittert in der Justizanstalt Josefstadt um sein Leben. Draußen macht der KNB weiter Jagd auf Familienangehörige.
Angehörige zittern um die inhaftierten Gefolgsleute des mysteriös verstorbenen Ex-Botschafters.

Mit dem mysteriösen Tod des Rakhat Aliyev in der Justizanstalt Josefstadt ist der im Hintergrund tobende kasachische Agentenkrieg noch nicht beendet. Angehörige von Aliyev-Gefolgsleuten zittern um ihr Leben.

Der 61-jährige Alnur M. war früher Geheimdienstchef von Kasachstan, musste aber nach Putschvorwürfen flüchten. Ihm werfen nun die kasachischen Behörden eine Beteiligung an den angeblichen Taten des kasachischen Ex-Botschafters Aliyev vor. Deshalb sitzt er nun auch in der Justizanstalt Josefstadt in U-Haft.

Seine Lebensgefährtin, Lidiya E., ist überzeugt: "Es war kein Selbstmord, Aliyev wurde umgebracht." Und sie fürchtet, dass ihrem Lebensgefährten ein ähnliches Schicksal drohen könnte.

Einbruch

Der Ausnahmezustand für die Wienerin begann letzte Weihnachten. M. saß schon in U-Haft, da wurde in ihre Wohnung eingebrochen. Durchsucht wurden in erster Linie die Sachen des Lebensgefährten. Zwei Tage später wurde bei einem Geschäftspartner in Wien-Döbling eingebrochen. Lidiya E.: "Das hat mehr ausgesehen wie eine Hausdurchsuchung als ein normaler Beutezug." Ihr Verdacht: Wie schon öfter könnten Agenten des KNB versucht haben, auf illegale Weise zu Dokumenten in der Causa Aliyev zu kommen. Und sie misstraut der Justiz. Angeblich wurde ihrem Mann sogar eine teure Brille aus der Zelle gestohlen.

Menschenjagd

Dass sich die internationale Aliyev-Jagdgesellschaft aus Geheimdiensten und Anwälten, die sich zwischen den Hauptstädten Astana und Wien etabliert hat, auch für Angehörige von Zielpersonen interessiert, ist einem Aktenvermerk zu entnehmen, der der Staatsanwaltschaft Wien und dem KURIER vorliegt. So heißt es in dem Strategiepapier: "Die Familie von K. finden! F. meint, dass die Gattin von K. mit zwei Kindern (eines jetzt mit 7 Jahren schulpflichtig) abgesondert in Wien lebt. Älteres Kind hatte zuvor keinen Kindergarten besucht und dürfte kaum Deutsch können. (...) Was machen wir weiter damit? Hast du einen speziellen Plan für die Familie?"

Die Angst der Angehörigen ist demzufolge nicht unbegründet. Das Ansuchen von Lidiya E. um polizeilichen Personenschutz wurde bisher nicht bewilligt.

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