Betrunkener Rekrut steckte in Kamin fest

In diesem Rauchfang blieb der betrunkene Rekrut stecken.
Ein etwas anderer Beitrag zur Wehrpflicht-Debatte kommt aus der Kaserne in Wals-Siezenheim.

Der Alarm kam um 2.35 Uhr. Vizeleutnant Bruno Kometer, an diesem Tag Offizier vom Tag, schlief schon, als ihn ein aufgeregter Charge weckte. In der Polizeistelle Anif war ein Notruf eingegangen; ein 19-jähriger Präsenzdiener hatte per Handy mitgeteilt, dass er in der Salzburger Schwarzenbergkaserne in einem Schacht feststecke. Wo genau, könne er nicht sagen.

Der junge Rekrut aus Vöcklabruck (OÖ) hatte in der Stadt offensichtlich einen über den Durst getrunken. Als er gegen 2 Uhr in der Kaserne eintraf, marschierte er zu seiner Unterkunft – und stand vor versperrter Türe. Er klopfte, er hämmerte ans Tor, nichts.

Kein Wunder, der 19-Jährige stand vor dem falschen Gebäude. In seinem Rausch war er statt zum Haus Nummer 47 zum Haus Nr. 45 gegangen; das ist zwar ebenso ockerfarben angepinselt, steht aber seit Jahren leer.

„Er hat wohl gedacht, er kann durch den Kamin ins Haus kommen“, sagt Kometer kopfschüttelnd.

Also stieg der 19-Jährige die Feuerleiter hinauf, 27 eisige Sprossen bis zum Dach. Dort wankte er in der Dunkelheit über das rutschige, schneebedeckte Blechdach bis zum Kamin, kraxelte auf den zwei Meter hohen Schornstein und ließ sich in den 50 mal 50 Zentimeter breiten Schacht hinunter.

Und steckte fest.

„Der Mann hatte das Riesenglück, dass er ein Handy mit sich trug und im Kamin einen Netzempfang hatte“, sagt Kometer. „Hier drinnen hätte ihn sonst keiner gefunden.“

Panisch

Betrunkener Rekrut steckte in Kamin fest
APA11135228-2 - 24012013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - Eine betrunkener Grundwehrdiener ist in der Nacht auf Donnerstag, 24. Jänner 2013 in der Schwarzenbergkaserne in Wals-Siezenheim bei Salzburg in einen Rauchfang geklettert und stecken geblieben. Im Bild : Der Presseoffizier Major Gerald Gundl vor dem Kamin in dem der Grundwehrdiener stecken blieb. +++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH I ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND +++ APA-FOTO: Wolfgang Riedlsperger
Soldaten durchkämmten daraufhin das Areal der Schwarzenbergkaserne, der größten Kaserne Österreichs. Kometer: „Ich habe ihn zwar schreien gehört, aber die Rufe nicht orten können.“ Schließlich war in der Alarmierung von einem Schacht die Rede – und nicht von einem Kamin. Als der 43-Jährige den feststeckenden Oberösterreichernach einer Stunde entdeckte, war dieser bereits panisch. „Er hat nur geschrien: ,Holt’s mich hier raus!‘“

Mit drei Autos und elf Mann raste der Walser Feuerwehrkommandant Walter Eder zur Kaserne. „Der Mann ist in neun Meter Tiefe mit den Beinen voran im Kamin gesteckt“, erzählt Eder. Durch die Putztüre im Keller des Hauses wollte man den Rekruten mit frischem Sauerstoff versorgen – doch diese war vor Jahren zugemauert worden. Mit einem Flaschenzug zog die Feuerwehr den 19-Jährigen dann aus dem Schacht. Eder: „Er hatte Angst, eine Alkoholfahne und einen großen Durst.“

Der Grundwehrdiener wurde mit leichten Abschürfungen und Prellungen ins Landeskrankenhaus überstellt. Ein Alkohol-Test ergab einen Wert von 1,4 Promille.

Ob dem 19-Jährigen nun ein Disziplinarverfahren droht, muss erst geklärt werden, sagt Gerald Gundl, Sprecher des Salzburger Militärkommandos.

Eines hat der Oberösterreicher aber schon jetzt sicher: Die Häme mancher Kameraden, von denen er die Spitznamen „Kaminkehrer“ und „Santa Claus“ bekam.

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