Bombenwarnung war Fehlalarm

Die Mariahilferstraße in Graz war drei Stunden lang gesperrt
100 Beamte durchsuchten nach Hinweis eine beliebte Ausgeh-Straße in Graz Haus für Haus.

"Natürlich schreckt man sich", beschreibt Wirt Seyfettin Havutcu am Tag danach. "Das war eine schockierende Situation. Da waren ja Polizisten in voller Montur und mit Maschinengewehren unterwegs."

Sein Lokal "Santa Lucia" liegt am Anfang der Straßensperre, die Mittwochnacht in Graz errichtet wurde: Kurz vor 21 Uhr riegelte die Polizei die Mariahilferstraße zwischen Südtiroler Platz und Lendplatz ab. Rund 100 Beamte waren in der beliebten Ausgehstraße unterwegs, durchsuchten Haus für Haus mit Spürhunden. Grund war eine Bombenwarnung, die über einen Social Media-Dienst bekannt wurde. In einem Chat hatte ein Mann seinen Gesprächspartner gewarnt, an diesem Abend nicht mehr dort zu gehen dort würde ein Sprengsatz hochgehen.

Der Gesprächspartner alarmierte die Polizei, die nahm die Sache ernst. Sehr ernst: Drei Stunden lang wurde die gesamte Straße über eine Länge von rund einem Kilometer gesperrt. Das war nötig, weil kein spezifisches Haus oder Lokal genannt wurde. Gäste einer Veranstaltung im Kunsthaus wurden gebeten, das Gebäude zu verlassen.

Radikale Vereine

Doch offiziell angeordnete Evakuierungen gab es keine und zum Glück auch keine Bombe. "In Zeiten wie diesen muss man solche Warnungen ernst nehmen", begründet Polizeisprecher Fritz Grundnig. Zumal die betroffene Gegend im Bezirk Lend liegt; jenem Viertel also, wo schon Moscheevereine mit radikal-islamistischen Besuchern bei Razzien aufflogen.

Um 22.58 Uhr gab die Polizei das Ende des Einsatzes bekannt, via Twitter: Mit diesem Kurznachrichtendienst hielt sie die Öffentlichkeit auf dem Laufenden, erfolgreich: Es gab mehr als 30.000 Zugriffe auf die "#polizeieinsatzgraz"-Tweets der Behörde.

Jetzt läuft die Suche nach dem mutmaßlichen Täter sowie dem Hintergrund, der Verfassungsschutz ermittelt. Man habe einen Namen, hießt es bei der Polizei, doch mehr lassen sich die Ermittler vorerst nicht entlocken. Reale Gefahr oder bloß ein Wichtigtuer? Auch darüber gibt die Polizei Donnerstag noch keinerlei Information.

Allerdings wurde am Donnerstag die Fronleichnamsprozession durch die Stadt sowie der ökumenische Gottesdienst am Mariahilfer Platz stärker überwacht. Im Viertel kehrte am Feiertag dann aber schon wieder der Alltag ein. Gastwirt Havutcu sperrt sein Lokal wie gewohnt auf. "Aber so etwas möchte ich nicht noch einmal erleben."

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