Berufsverbot für Hausarzt: Seine Patienten wollen ihn zurück

In der Ordination von L. ist im Moment ein Vertretungsarzt im Einsatz
Steirischer Mediziner soll seine Kinder gequält haben. Bürger sammeln Unterschriften für ihn.

Der Fall L. ist Gesprächsthema Nummer eins im steirischen Rohrbach an der Lafnitz. Die Ordination des Mediziners liegt in einem Ortsteil der Gemeinde. Selbst darf er derzeit niemanden behandeln, es wurde ein Berufsverbot verhängt. Doch die Patienten hoffen, dass ihr Hausarzt bald wieder zurück ist.

Wie der KURIER berichtet hat, erheben die Ex-Frau und die Kinder des Arztes schwere Vorwürfe gegen ihn. Seit Mitte Jänner muss er sich deswegen vorm Straflandesgericht in Graz verantworten. Er soll die Kinder über Jahre gequält und sie sogar unter Drogen gesetzt haben. Am Dienstag wurde ein Berufsverbot über den Allgemeinmediziner verhängt. Das Gericht sah "Gefahr im Verzug". Das Land habe die Maßnahme laut Ärztegesetz "zum Schutz der Allgemeinheit bis zur Klärung des Tatverdachts" angeordnet.

Vertretung

In der von einem Vertretungsarzt geführten Praxis ist Mittwochmittag nicht mehr viel los. "L. ist ein guter Arzt und immer für alle da, wir waren immer sehr zufrieden", sagt eine Frau aus Limbach, sie hofft, "dass er bald wiederkommt". Was sich "bei ihm daheim abgespielt hat, weiß niemand", erklärt die Frau (die anonym bleiben will). Seine Kinder schon. Der Vater soll sich zum Beispiel einen Schraubenzieher in den Bauch gerammt und eine Tochter aufgefordert haben, das Werkzeug herauszuziehen.

Berufsverbot für Hausarzt: Seine Patienten wollen ihn zurück
Ordination, Limbach, Lopatka Eduard, Johann Romirer, Vorau

"Es ist eine Sauerei, die wollen ihn zugrunde richten", sagt Johann Romirer, der seit Jahren Patient bei L. ist. "Die ganzen Anschuldigungen gegen ihn sind alles Mutmaßungen."

Derzeit befindet sich der Mediziner auf Urlaub, heißt es aus der 380-Einwohner- Ortschaft. Generell stehen die Befragten hinter ihrem Hausarzt, der immer freundlich gegrüßt habe und auch am Sonntag zu den kranken Kindern gekommen sei.

Unterschriftenliste

Auch im Kaffeehaus "Rossstall" ist man sich unter den Gästen einig: "Die wollen den Doktor fertigmachen." Mit "die" meinen sie seine Ex-Frau und die Töchter, die die Anschuldigungen erhoben hatten und damit an die Öffentlichkeit gingen. Die Ex-Frau erklärt, "diese negativen Aussagen sind sehr schmerzhaft für die Kinder, sie haben nur ausgesagt, was ihnen angetan wurde". Sie würden als Täter dargestellt, die den Vater "vernichten wollen".

Berufsverbot für Hausarzt: Seine Patienten wollen ihn zurück
Ordination, Limbach, Lopatka Eduard, Gerhard Reisenberger Limbach

Die Patienten des Mediziners lassen nun sogar eine Unterschriftenliste kursieren. Auch Wirt Gerhard Reisenberger hat sie im Lokal aufgelegt. Adressiert ist sie an den steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.

Die Patienten möchten auf diesem Weg ihre Stimme abgeben: Der entstandene und womöglich instrumentalisierte Medienrummel betrachtet diesen Fall sehr einseitig und suggeriert ein für uns realitätsfernes Bild vom Herrn Doktor ... "Es kommen auch viele extra zu uns, um zu unterschreiben", sagt Reisenberger. Die Liste soll an alle Patienten des Arztes gegangen sein.

Die Leute, die geschlossen hinter ihm stehen, seien alles seine Patienten, sagt L.s Ex-Frau: "Die kennen uns persönlich nicht. Ich bin den Leuten nicht böse, ich habe mir 23 Jahre nicht vorstellen können, wozu er fähig ist."

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