Behindertensportler darf trotz Cannabis-Arznei Auto fahren

Klingler setzt sich dafür ein, dass medizinisches Cannabis legalisiert wird
Bezirksbehörde wollte 43-Jährigem das Fahren verbieten und scheiterte.

Andreas Klingler ist ein Kämpfer. Der Tiroler leidet an der Erbkrankheit Adrenomyeloneurophathie. Gehen kann er nur mit Stöcken, seine Beine sind durch Spastiken eingeschränkt. Dennoch hat er sogar die 11,2-Kilometer-Staffeldistanz des Wien-Marathons geschafft. Wegen seiner Krankheit nimmt er ein Cannabis-haltiges Medikament ein. Das hätte ihn fast den Führerschein gekostet.

"Ich habe das Medikament vor 2,5 Jahren verschrieben bekommen und dachte, das ist legal. Aber das war es anscheinend nicht", erzählt der 43-Jährige aus Wildschönau. Speziell vor dem Schlafengehen braucht er es, um die Muskeln zu entspannen.

Angezeigt

Durch eine anonyme Anzeige erfuhr die Bezirkshauptmannschaft Kufstein davon und stellte Klingler vor die Wahl: Entweder er setzt das Medikament ab, oder er muss den Führerschein abgeben wegen "Lenkerunfähigkeit infolge von Hanfmedikation". Klingler setzte das Medikament tatsächlich aus. Mit weitreichenden Folgen: "Vorher hab’ ich im Training fünf Kilometer geschafft. Dann nur noch 200 Meter." Also setzte er sich gegen den Bescheid der Bezirkshauptmannschaft zur Wehr. Zwei Gutachten bestätigten, dass das Medikament seine Konzentration nicht beeinträchtigt. Und tatsächlich: Die Behörde musste ihm den Führerschein wieder ausstellen. Befristet bis 2021, und jährlich muss Klingler sich zudem einer Untersuchung stellen.

Das beflügelt den Behindertensportler. "Ich bin Vorreiter für andere Betroffene, viele tun sich so einen Behördenstreit nicht an."

Und deshalb will er nun dafür sorgen, dass Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert wird. "Denn man könnte damit sehr vielen Personen mit einer Krankheit helfen. Das ist ja längst bewiesen."

Legalisierung

Er selbst nimmt ein Medikament, in dem nur ein bestimmter Cannabis-Wirkstoff enthalten ist. "Dabei hat reines Cannabis ja sehr viel mehr Wirkstoffe." Er gibt zu, selbst schon "normales" Cannabis konsumiert zu haben. "Das hilft mir sehr viel mehr. Da könnte ich auch wieder einen Marathon bestreiten. Momentan ist das unmöglich."

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