Baustopp am Wörthersee
Appartementhäuser, die zehn Monate im Jahr leer stehen. Unansehnliche Wohnklötze. Protzige Villen. Bausünden wie diese wurden in den vergangenen Jahren mit Vorliebe aus dem Boden des Wörthersee-Ufers gestampft und haben die stilvolle Architektur abgelöst. Mit Bauverboten ziehen die Wörtherseegemeinden nun einen Schlussstrich unter diese Tendenzen – die Bausperren erfolgen per Gemeinderatsbeschluss oder durch die Hintertür.
Rechtlich abgesichert
Velden hat vergangene Woche auf 12,5 Hektar im erweiterten Uferbereich einen zweijährigen Baustopp ausgesprochen. "Damit wollen wir Fehler aus der Vergangenheit verhindern, die letzten Grün- und Freiflächen schützen. Wir brauchen keine Appartementanlagen mehr, die an Investoren verkauft werden", sagt Bürgermeister Ferdinand Vouk (SPÖ). Einsprüche und Klagen könnte es durchaus geben, man habe sich aber bestmöglich abgesichert.
Auch in Krumpendorf gibt es aktuell einen Bau-stopp-Erlass für das Ortszentrum, die Sperre läuft seit fast drei Jahren und gilt noch bis Juli. Durch die Nähe zu Klagenfurt sind die Investoren hier stets an der Errichtung von großen Wohnanlagen mit Seeblick interessiert. "Wir gestatten aber nur, was ins Ortsbild passt, haben in den letzten sechs Jahren drei Baustopps erlassen", betont Krumpendorfs Bürgermeisterin Hilde Gaggl (ÖVP).
Bauwerber erstaunt
In Schiefling sollten indes bald die Arbeiten für einen 25 Millionen teuren Hotelkomplex beginnen; acht Einheiten mit 123 Zimmern und 400 Betten waren geplant. Weil der Seezugang für die Gäste über das Gemeindebad führen würde und Gerüchte aufgetaucht sind, wonach letztlich eine Appartementanlage entstehen könnte, zieht die Gemeinde nun die Notbremse. "Wir werden das Grünland nicht in Bauland umwidmen, haben also keinen Bau- sondern einen Widmungsstopp", erklärt Bürgermeister Valentin Happe (ÖVP).
Johann Grandits, Geschäftsführer der Veldener Grand Projektmanagement GmbH und Bauwerber für dieses Projekt, reagierte am Freitag auf KURIER-Anfrage erstaunt: "Kein Widmung? Davon weiß ich nichts. Ich habe dem Bürgermeister mehrmals geschrieben, bekam keine Antwort", lautet sein knappes Statement. Er gehe lieber auf Nummer sicher, ergänzte Happe, denn Appartements könne er in Schiefling nicht brauchen. Zweitwohnsitze habe man hier zur Genüge: 450 sind es, die 2650 Gemeindebürgern gegenüberstehen.
In Maria Wörth ist das Verhältnis sogar 1500 fixe Bewohner zu 600 Zweitwohnsitzern. Derzeit wachsen dort neue Appartementanlagen in die Höhe. "Eine Bausünde aus der Amtszeit meines Vorgängers", vermerkt Gemeindechef Markus Perdacher (ÖVP), der erst seit 2015 im Amt ist. "Inzwischen würde das örtliche Entwicklungsgesetz derartige Widmungen nicht mehr zulassen."
"Tourismus ja, Wildwuchs nein", lautet das Motto von Pörtschachs Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz (ÖVP) am anderen Seeufer. Alle Vorhaben müssten ins Ortsbild passen; es komme oft vor, dass Projekte verkleinert oder um ein, zwei Geschoße reduziert würden. Häusl-Benz: "Die Zeiten, als wir für Bauherren den roten Teppich ausgerollt haben, sind vorbei."
Betten bleiben "kalt"
Roland Sint vom Wörthersee Tourismus begrüßt diese Maßnahmen: "Sie bringen dem Tourismus mehr Nutzen als Schaden", sagt er. Die Tourismusbilanz am Wörthersee sei positiv (mit 400.000 Gästen gab es 2016 einen Allzeit-Rekord, 1,5 Millionen Nächtigungen bedeuteten ein leichtes Plus), nur die Appartementhäuser seien zum Problem am See geworden: "Studien belegen, dass diese mehr als 300 Tage im Jahr kalte Betten produzieren. Aber die Gemeinden müssen die Infrastruktur so ausrichten, dass alles funktioniert, wenn im Sommer der Touristenansturm kommt." Sint nennt einen Entwicklungsplan für den gesamten See als Ziel. "So könnten wir den aktiven Weg zu Investoren beschreiten und ihnen sagen, wo was möglich ist", betont der Touristiker.
In Techelsberg muss sich indes Gemeindechef Johann Koban (ÖVP) mit derartigen Problemen kaum herumschlagen. "Bei uns ist bereits fast alles verbaut", nennt er den Grund.
Kommentare