Banker-Mord: Kopf in Betonklotz gefunden

Banker-Mord: Kopf in Betonklotz gefunden
Gefundene Leichenteile "passen" zu 54-jährigem Opfer.

Die Suche nach weiteren Leichenteilen im Fall des Banker-Mordes in Graz ist vorläufig eingestellt worden. Begründet wurde dies mit der Strömungs- und Wasserstandssituation in der Mur, auch seien weitere Funde mittlerweile ermittlungstechnisch nicht mehr vorrangig. Bestätigt wurde von der Staatsanwaltschaft, dass inzwischen auch der Kopf gefunden wurde.

Der Kopf war in einem Betonklotz, der am Mittwoch aus der Mur im Süden von Graz geborgen wurde. Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher, waren zwei Betonstücke in Müllsäcken gefunden worden, die - anders als die beiden ersten Fundobjekte bei Frohnleiten - nicht mehr in den Behältnissen waren, in denen sie versenkt worden waren. Der Beton hatte sich aus Plastikkübel bzw. -wanne gelöst und war vom Wasser ein Stück weiterbewegt worden.

DNA-Vergleich soll endgültig Klarheit bringen

"Alle Teile werden wir wahrscheinlich nicht finden", meinte Bacher. Ermittlungstechnisch sei dies auch nicht notwendig. Physionomie des Kopfes und der bisher gefundenen Extremitäten passten laut gerichtsmedizinischer Untersuchung zum 54-jährigen Verschwundenen, weshalb es sich "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" auch um das Mordopfer handle. Endgültige Klärung würde der DNA-Vergleich ergeben, wobei diese Ergebnisse erst in der kommenden Woche vorliegen dürften.

Der 54-jährige Steirer war Mitte Februar ermordet worden. Die mutmaßlichen Täter, zwei Angestellte einer ausländischen Bank, wurden am 23. Mai verhaftet. Sie sollen rund 80.000 Euro von Sparbüchern des 54-Jährigen abgezweigt und, als er ihnen auf die Schliche kam, ein Mordkomplott geschmiedet haben. Der Steirer wurde ins Auto gelockt und erdrosselt, seine Leiche wurde in einem eigens angemieteten Container zerlegt. Die Teile wurden in Beton eingossen und entsorgt. Die Informationen darüber, wohin die Betonkübel gebracht wurden, stammen vom jüngeren der beiden mutmaßlichen Täter, der nur bei der Entsorgung der Leiche, nicht aber an der Tötung beteiligt gewesen sein will. Der vom 23-Jährigen schwer belastete 29-jährige Kollege bestritt bisher jeden Zusammenhang mit der Tat.

Seit zwei Wochen wurde danach gesucht, gestern hatte die Polizei Erfolg: In Frohnleiten im Norden von Graz bargen Taucher der Cobra mehrere Kübel aus der Mur, in die Leichenteile einbetoniert wurden. Das Opfer soll bereits Mitte Februar getötet worden sein, doch der Fall flog erst Ende Mai nach einer Vermisstenanzeige auf.

Zwei Verdächtige sitzen seit 26. Mai in Graz in Untersuchungshaft. Die beiden Angestellten einer ausländischen Bank sollen den 54-jährigen Heinz E. in ihr Auto gelockt, erdrosselt und in einem gemieteten Container zersägt haben. Die Leichenteile sollen sie in bis zu 15 Kübel gepackt, mit Beton vollgefüllt und in der Mur versenkt haben.

80.000 Euro

Das Motiv laut Staatsanwaltschaft Graz: 80.000 Euro die Bankangestellten sollen das Geld vom Sparbuch des wohlhabenden Kunden veruntreut haben. E. soll das bemerkt und die Bankbetreuer darauf angesprochen haben.

Zur Polizei ging er nicht, wohl aufgrund seiner eigenen schweren psychischen Erkrankung. 2012 stand E. vor Gericht, weil er eine Tankstelle in Brand gesteckt hatte.

Bisher verfügte die Justiz nur über DNA-Spuren des Opfers in dem leeren Container und das Geständnis des jüngeren Verdächtigen. Der 23-Jährige beschuldigte den Freund und Kollegen, 29, als Haupttäter. Er selbst habe nur geholfen, die Leichenteile loszuwerden. Der 29-Jährige schwieg bisher.

Untersuchung dauert

Dienstagmittag wurde der erste Kübel geborgen, am Nachmittag folgten dann noch drei weitere. Sie entsprachen der Beschreibung, die der jüngere Verdächtige geliefert hat. Die Untersuchung der Kübel dürfte noch einige Tage dauern. Die darin vermuteten Leichenteile sollen vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Klinisch-Forensische Bildgebung in Graz untersucht werden. Außerdem geht die Justiz davon aus, dass noch weitere Kübel an anderen Stellen entsorgt worden sind.

Ein Baucontainer voller Blutspuren, ein junger Mann, der die Erdrosselung und Zerstückelung eines 54-Jährigen gesteht doch keine Leiche: Auch am Montag verlief die Suche der Polizei nach dem Mordopfer aus Graz ohne Ergebnis.

Am 15. Februar meldete eine entfernte Verwandte Heinz E. als vermisst. Doch der 54-Jährige dürfte bereits drei Tage zuvor gestorben sein: Erst jetzt, mehr als drei Monate später, stellte sich heraus, dass der vermögende Grazer von zwei Bankangestellten getötet worden sein soll. „Das ist der Hartnäckigkeit eines Ermittlers der Fahndungsgruppe zu verdanken“, betont die Grazer Staatsanwältin Barbara Schwarz ausdrücklich. „Es war fast das perfekte Verbrechen.“

Säge aus Baumarkt

Noch dazu eines, das wie aus einem TV-Krimi abgeschaut wirkt: Die beiden mutmaßlichen Täter, 23 und 29 Jahre, sollen E. in ihr Auto gelockt haben. Einer der beiden soll ihn mit einer Schnur erdrosselt und beide dann die Leiche in einem extra angemieteten Container zerstückelt haben. „Mit einer Säge aus dem Baumarkt“, berichtet Schwarz. Die Polizei geht davon aus, dass Körperteile in Beton eingegossen und in der Mur südlich von Graz versenkt wurden.

Den Ort will Schwarz nicht bestätigen, nur soviel: „Es wird derzeit an mehreren möglichen Stellen gesucht.“ Taucher sollen jedenfalls ausgerückt sein. Unklar ist bis jetzt auch, in wie viele Teile das Opfer zersägt wurde. Auch das Werkzeug tauchte bislang nicht auf. „Wir haben bis jetzt nur die Aussagen des jüngeren Verdächtigen.“

Geld abgezweigt

Der 23-Jährige arbeitete wie sein mutmaßlicher Komplize bei einer ausländischen Bank in Graz: Die beiden sollen seit Jänner 2013 Geld von einem der Konten des 54-Jährigen abgezweigt haben, rund 80.000 Euro (der KURIER berichtete). Insgesamt soll E. dank einer Erbschaft noch weit mehr Geld besessen haben. Nur der 23-Jährige ist geständig, der Ältere verweigert die Aussage. Beiden sitzen in U-Haft.

Als E. den Verlust entdeckte, ging er nicht zur Polizei sondern sprach seine beiden Bankbetreuer darauf an. Das dürfte an seiner eigenen Vergangenheit liegen. E. litt an einer starken Psychose: Weil er 2011 eine Tankstelle in Brand gesetzt hatte, stand er im Jahr darauf vor Gericht. Strafe gab es keine, da E. als nicht zurechnungsfähig galt. Er wurde kurzzeitig in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher gebracht. Aus diesem Maßnahmenvollzug wurde er bedingt entlassen, da die Medikamente griffen und er auch sämtliche von der Justiz geforderten Auflagen erfüllte.

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