Attacke auf Asylheim war Racheakt

Das attackierte Flüchtlingsheim am Bürglkopf.
Vier Jugendliche haben Randale vor Flüchtlingsquartier gestanden. Auslöser war gestohlenes Handy.

Über Tage hinweg stand das Flüchtlingsheim Bürglkopf in Fieberbrunn (Bezirk Kitzbühel) unter Polizeischutz. Wie berichtet, wurde das abgeschieden auf einem Berg liegende Quartier vergangene Woche in der Nacht auf Mittwoch von mehreren Jugendlichen mit Feuerwerkskörpern attackiert. Die Angreifer brüllten ausländerfeindliche Parolen und versetzten die Bewohner am Bürglkopf in Angst und Schrecken. Die Täter machten sich unerkannt aus dem Staub. Am Montag gab die Tiroler Polizei die Klärung des Angriffs bekannt.

Streit in Disco

Vier einheimische Jugendliche im Alter zwischen 17 und 21 Jahren haben die Tat gestanden, wie Bezirkspolizeikommandant Martin Reisenzein berichtet: "Motiv war ein gestohlenes Handy. Es gibt keinen rechtsradikalen Hintergrund." Im Zuge der Ermittlungen waren Polizei und Verfassungsschutz auf einen Vorfall gestoßen, der sich am 24. Oktober in einer Fieberbrunner Disco ereignet hat. Ein damals am Bürglkopf wohnender Asylwerber soll dabei das Telefon eines 17-Jährigen gestohlen haben.

Seinen Unmut darüber wollte der junge Bursche laut Polizei gemeinsam mit seinen Freunden vor dem Flüchtlingsheim kundtun. Dafür haben sie sich nicht nur mit Böllern ausgerüstet. Sie hatten auch einen Baseballschläger dabei – laut Reisenzein für den Fall, dass "irgendein Angriff erfolgt". Den Burschen sei nicht bewusst gewesen, "was sie mit dieser Aktion anstellen. Sie haben dann gehofft, dass man ihnen nicht draufkommt." Die ausländerfeindliche Randale wurde über alle Parteigrenzen bis hinauf zum Landeshauptmann scharf verurteilt und hat österreichweit mediale Wellen geschlagen.

Keine Schüsse

Attacke auf Asylheim war Racheakt
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Einige der Heimbewohner berichteten auch von Schüssen, die abgegeben worden sein sollen. Eine am Tatort gefundene Softgun kam jedoch laut Reisenzein nicht zum Einsatz. "Sie war nicht funktionsfähig." Die Burschen hätten die einer Pumpgun täuschend ähnlich sehende Softgun im Schnee vergessen, bevor sie zur Tat schritten. Dass Augenzeugen dennoch ein Gewehr gesehen haben wollten, ist für den Polizisten aufgrund der Dunkelheit erklärbar. "Gesehen wurde laut den Einvernahmen nicht die Softgun, sondern ein langer Gegenstand, mit dem Repetierbewegungen gemacht wurden."

Die Jugendlichen wurden von der Polizei wegen gefährlicher Drohung auf freiem Fuß angezeigt. Ob die Staatsanwaltschaft auch den Tatbestand der Verhetzung erfüllt sieht, liegt laut Reisenzein in derem Ermessen.

Der Vorfall hat erneut die Diskussion um die Abgelegenheit des Flüchtlingsheim am Bürglkopf entfacht. Die Bewohner hatten das mediale Interesse genutzt, um ihre Isolation im vier Kilometer vom Tal entfernten Quartier zu beklagen. Das Innenministerium, das die Unterkunft im Sommer vom Land übernommen hat, will aber weiter am Standort festhalten.

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