Angriff auf Asylheim: Polizei sieht kein rechtsradikales Motiv

In Alberschende wurden Plakate der Solidaritätsaktion „Wir sind Asyl“ zerstört. Zwei Täter versuchten ins Flüchtlingsheim einzudringen.
Asylsprecher der Grünen berichtet von Zeugen, die bei dem Vorfall rechte Parolen gehört haben.

Ausgerechnet im Dorf Alberschwende, in dem sich zuletzt Hunderte Einwohner gegen die drohende Abschiebung von Flüchtlingen gewehrt haben, ist es in der Nacht auf den Ostermontag zu einer fremdenfeindlichen Aktion gekommen. Mehrere Täter haben dabei, wie berichtet, Plakate der Solidaritätsaktion "Wir sind Asyl" heruntergerissen, einige von ihnen später auch noch versucht in das Flüchtlingsheim des Orts einzudringen.

Die Vorarlberger Polizei hat am Dienstag zwei Männer einvernommen, die sie als Hauptverdächtige in der Causa führt. Die beiden Einheimischen waren demnach zunächst an der Vandalenaktion beteiligt. Dabei gerieten sie mit Unterstützern der Initiative "Wir sind Asyl" aneinander, von denen sie ertappt wurden. Mit den beiden Männern (32 und 46 Jahre alt) kam es später zu einer Rauferei, als die zwei Randalierer ins Asylheim eindringen wollten und dabei eine Fensterscheibe einschlugen.

Für den Bezirkspolizeikommandant von Bregenz Herbert Rosinger stellt sich der Vorfall derzeit als ein "spontanes Geschehen unter Einfluss von Alkohol" dar. Die Verdächtigen seien nicht der rechten Szene zuzuordnen. Der Angriff habe vielmehr den beiden Unterstützern der Aktion "Wir sind Asyl" gegolten, als den Bewohnern des Flüchtlingsheims.

Bemerkenswert ist allerdings der lange Zeitraum zwischen den beiden Vorfällen jener Nacht. Die Plakate wurden um zwei Uhr heruntergerissen. Erst drei Stunden später haben sich die beiden Hauptverdächtigen auf den Weg zum Flüchtlingsheim gemacht, wo es dann zu der Rauferei mit den Aktivisten , von denen einer leicht verletzt wurde, kam. "Das war keine spontane Aktion", ist deshalb der Landtagsabgeordnete und Asyl-Sprecher Daniel Zadra (Grüne) überzeugt.

Rechte Parolen

Er spricht von einem Übergriff auf das Asylheim. "Dabei ist es auch zu rechten Parolen gekommen", sagt Zadra und beruft sich dabei auf einen "Ohren- und Augenzeugen" des Geschehens, der allerdings nicht genannt werden möchte. "Davon ist mir nichts bekannt", erklärt Polizist Rosinger auf Nachfrage. Gegen die fünf Verdächtigen (19 bis 29 Jahre alt) wurde vorerst bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung und gefährlicher Drohung erstattet.

Für Zadra ist der Fall damit nicht abgeschlossen: "Wir werden uns ganz genau anschauen, ob ordentlich ermittelt wurde." Den laufenden Erhebungen will der Politiker jedoch nicht vorgreifen.

Die Bewohner der Unterkunft haben den Vorfall den relativ gut verdaut. "Sie spüren die eigentlich große Solidarität im Ort, das hilft", sagt Martin Fellcher von der Flüchtlingshilfe der Caritas Vorarlberg, die sämtliche Asylunterkünfte im Auftrag des Landes betreut.

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