André Heller holt Gandhi nach Tirol

Gandhi propagierte den gewaltfreien Widerstand. Der 1948 gestorbene Inder ersteht in Wattens wieder auf
Kristallwelten-Erfinder erweckt Friedensbotschafter in Wattens als Hologramme zum Leben.

Von Unfrieden zwischen ihm und Swarovski wollte André Heller am Montag in Wattens nichts wissen. Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren gemunkelt, dass sich der Künstler mit dem Konzern überworfen habe, für den er 1995 zum 100-Jahr-Jubiläum des Unternehmens die Kristallwelten erfunden hat. 2013 sprach er selbst in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung von einer "Entfremdung" zwischen ihm und dem Führungsteam des Touristenmagneten.

"Die Leute können sich nie vorstellen, dass man friedlich aus etwas herausgeht", sagte Heller auf diese "Entfremdung" bei einer Pressekonferenz in den Kristallwelten angesprochen. Der Anlass für das Gespräch war die Neugestaltung von vier der 16 "Wunderkammern" im "Riesen", wie die Attraktion ob ihres ikonischen Eingangs genannt wird. Einen der Räume hat Heller in Szene gesetzt, der damit erstmals seit 2009 wieder aktiv in Wattens an einem Umbau beteiligt ist.

"Star Wars"-Anklänge

Bei der Installation des Wiener Künstler lässt "Star Wars" grüßen. Als der erste Teil der Science-Fiction-Reihe 1977 in die Kinos kam, ließ Regisseur George Lucas im ewigen Kampf zwischen Gut und Böse ein Hologramm den Hilferuf von Prinzessin Leia an den Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi überbringen. 40 Jahre später ist diese Vision nun machbar. Und Heller lässt dreidimensionale Abbilder von berühmten Botschaftern des Friedens zu den Kristallwelten-Besuchern sprechen.

Ihnen wolle er "einen Stupser geben", sagt der 70-Jährige, der davon überzeugt ist: "Der Weltfrieden ist so gefährdet wie seit 1945 nicht." Martin Luther King taucht im Dunkel von Hellers neuer Wunderkammer auf und hält einen Teil seiner berühmten "I have a Dream"-Rede. Mahatma Gandhi, Albert Einstein und andere "Heroes of Peace" sollen in den Kristallwelten, die eigentlich der Familienunterhaltung verschrieben sind, ebenfalls aufrütteln.

Dass die Zeit der "Friedenshelden" vorbei ist, glaubt Heller nicht – nur seien es dieser Tage weniger die Politiker. "Die Friedenshelden von heute sind Leute, die Flüchtlingen helfen, nicht am Strand zu krepieren." Das seien etwa griechische Bauern oder italienische Fischer. "Der Papst ist auch einer dieser Friedenshelden", sagt der Universal-Künstler.

Seinen Hologrammen ist Publikum garantiert. 13 Millionen Menschen sind seit der Eröffnung des "Riesen" nach Wattens gekommen. Jährlich werden 600.000 bis 700.000 Besucher aus 60 Nationen gezählt. Damit sind die Kristallwelten am Swarovski-Stammsitz eine der meistbesuchten Attraktionen Österreichs.

Ziel verfehlt

Die wurde 2015 umgebaut und erweitert. Mit der Bespielung des Openair-Bereichs sollten die Kristallwelten im Sommer an Attraktivität gewinnen und die Zahl der Besucher auf 800.000 gesteigert werden. Das ist vorerst nicht gelungen. Stefan Isser, Chef der Kristallwelten, ist dennoch zufrieden: "Die Aufenthaltsdauer der Gäste hat sich verdoppelt. Und man muss diese Anzahl an Besuchern auch erst einmal halten. Wattens ist nicht Paris oder London."

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