Ampel-Abbau in Klagenfurt

Rund um den Neuen Platz werden die Ampeln außer Dienst gestellt
Umsetzung wird aus Geldmangel Jahre dauern. Maßnahmen spalten Bevölkerung.

Eine ampelfreie Innenstadt, Begegnungszonen, "Shared Space" (gemeinsam genutzter Raum) im Stadtkern, Vorrang für Fußgänger sowie Radfahrer – diese Regelungen sollen Klagenfurt den Touch einer modernen Metropole verleihen. Doch Veränderungen stoßen in der Lindwurmstadt auch auf Ablehnung.

"Ich befürchte, dass die Fußgänger plötzlich Freiwild sind, wenn Ampeln verschwinden. Die Autofahrer in Klagenfurt sind rücksichtslos", äußert Dorothea Moser Bedenken und hetzt über den Zebrastreifen zwischen Neuem Platz und Kramergasse. "Ach was", meint Hannes Dorfer, "wenn die Maßnahmen Schritt für Schritt eingeführt werden, gewöhnt sich der Bürger schon an Begegnungszonen oder Shared-Space-Areale. Dann sind endlich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt."

Dass das Verkehrskonzept nicht überfallsartig umgesetzt wird, garantiert die leere Stadtkasse. "Es wird Jahre dauern, weil uns die finanziellen Mittel fehlen. Aber die ersten Ampeln werden im Juni um den Neuen Platz deaktiviert", betont Otto Umlauft (ÖVP), der für Stadtplanung und -entwicklung verantwortliche Stadtrat. Im Sommer werden weitere Lichtsignalanlagen auf "Orange" gesetzt oder demontiert. Umlauft: "Die Fachabteilung des Magistrats prüft, welche Straßenzüge dafür in Frage kommen."

Geht es nach Grün-Stadtrat Frank Frei soll die gesamte Innenstadt ampelfrei werden. "Eine Ampel verursacht Stau und folglich Belastungen durch Abgase. Die Feinstaubwerte in Klagenfurt sind hoch genug", sagt er. Laut Verkehrsklub Österreich wurden heuer bereits an 22 Tagen die erlaubten Tagesgrenz-werte überschritten. Damit ist die Lindwurmstadt gemeinsam mit Graz Don Bosco und Graz Süd österreichweiter Spitzenreiter.

Verkehrsklubs uneins

Selbst die Verkehrsklubs sind sich nicht einig, ob Kärntens Landeshauptstadt reif für ampelfreie Zonen ist. "Der Verkehrsfluss verbessert sich; es ist erwiesen, dass Autofahrer langsamer unterwegs sind", meint Petra Peitler vom ÖAMTC. Thomas Jank vom ARBÖ zeichnet ein konträres Bild: "Dass Autofahrer ohne Lichtsignal defensiver fahren, ist eine kühne These. Anlagen werden ja nicht aus Jux installiert."

Die Politik wird dennoch an den Plänen festhalten. "Die Schaffung von Begegnungszonen und Shared-Space-Bereichen mit Vorrang für Fußgänger und Radfahrer wird die Stadt attraktiver machen. Wenn wir die Zahl der Fußgänger erhöhen, können wir auch den Leerstand effektiver bekämpfen", ist Umlauft überzeugt. Aktuell sind in der Innenstadt 100 Geschäftslokale ungenutzt.

"Konsequenzen" kündigt Umlauft auch für den Busverkehr in der Stadt an. Da dürfe es "keine Tabus" geben. Deutlicher will er nicht werden, doch es gibt Überlegungen, die öffentlichen Busse nur mehr über den Ring zu führen. "Wir warten ab, bis die Grundsatzüberlegungen am Tisch liegen und wir in die Planungen eingebunden werden", erklärt Stadtwerke-Prokurist Reinhold Luschin.

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