Amokfahrt: "Wahnideen, aber keine Schizophrenie"

Alen R. könnte schauspielern, befindet ein Experte
Sechster Prozesstag in Graz. Ein Psychiater ist überzeugt, dass Alen R. anderen etwas vorspielen könne.

Jener Psychiater, der als Erster mit Alen R. sprach und ihn 20-mal besuchte, beteuert: Er habe keine Anzeichen von Schizophrenie bemerkt. "Wahnideen, Ich-Bezogenheit", zählt Experte Rainer Lapornik auf. "Aber schizophrene Phänomene waren nicht abrufbar."

Der sechste Prozess-Tag im Live-Blog

Er habe R. zwei Tage nach der Amokfahrt getroffen, berichtet der Psychiater am sechsten Prozesstag. "Ich habe den Verdacht auf eine kombinierte Persönlichkeitsstörung gestellt. Aber das ist ein deutlicher Unterschied zur Schizophrenie." An dieser Einschätzung habe sich nichts geändert.

Es dreht sich alles um R.s Geisteskrankheit an diesem Tag. R. könne sie durchaus spielen, vermutet Lapornik. "Das ist denkmöglich."

Doch zwei Gutachter wollen paranoide Schizophrenie festgestellt haben und halten Simulieren für ausgeschlossen. Ein Psychiater der Justizanstalt Göllersdorf ebenso. Das ist jener Mediziner, der R. als nicht verhandlungsfähig einstufte: Er könnte im Prozess eine "psychotischen Schub" erleiden. Doch R. sitze nur lethargisch da, wirft eine Richterin ein. Der Zeuge bleibt gelassen. "Wenn Sie der Meinung sind, ich habe mich geirrt, dann habe ich mich geirrt."

Ein Schauspiel

Unter Tränen berichtet Alen R.s Ex-Frau vom Leben mit dem 27-Jährigen. "Er lügt. Alen lügt. Das ist alles ein Schauspiel." Gewaltbereit sei er, er habe sie geschlagen. Besonders aggressiv sei er gewesen, wenn er Cannabis geraucht habe. "Er hat das immer genommen, jeden Tag." Da habe sich ihr Mann dann auch verfolgt gefühlt: "Von türkischen Menschen und von Marsmenschen."

Das passt zu den Schilderungen des Polizisten, der R. am 20. Juni 2015 befragt hatte. "Er hat gesagt, er ist nach Graz gefahren, um die Verfolger zu finden und zu töten." Deshalb habe man rasch einen Terroranschlag ausgeschlossen. "Sein Erscheinungsbild passte nicht zu einem Salafisten. Und die Verfolgung passt nicht zu Terroristen."

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

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