Graz: Überwachungskamera hielt Amokfahrt fest

Graz: Überwachungskamera hielt Amokfahrt fest
Video zeigt, wie Menschen in Herrengasse vor Geländewagen flüchten. 20.000 Menschen bei Gedenkzug erwartet.

In Graz sitzt der Schock nach der Amokfahrt noch tief, nun tauchte ein Video einer Überwachungskamera auf, das einige Augenblicke der Amokfahrt festgehalten hat.

Menschen sitzen im Schanigarten, eine junge Frau flaniert mit dem Kinderwagen durch die Grazer Herrengasse. Plötzlich kommt Panik auf. Die Menschen laufen nach links und rechts. Die Frau mit dem Kinderwagen flüchtet sich an die Wand. Sekundenbruchteile später rast ein grüner Geländewagen durch das Bild – es ist das Auto des Amokfahrers. Das erste Video der Tat, das der ORF zeigte, tauchte am Mittwoch auf. Zum Video.

Gedenkmarsch am Sonntag

Graz: Überwachungskamera hielt Amokfahrt fest
graz trauert
Indes dürfte der "stille Gedenkmarsch" für die Opfer der Amokfahrt am Sonntag jegliche in Graz bisher dagewesene Dimension sprengen: Die Polizei rechnet mit bis zu 20.000 Menschen, die gemeinsam zum Hauptplatz gehen und dort an der Gedenkveranstaltung teilnehmen wollen. Der Weg folgt großteils jener Route, die Alen R. Samstagmittag fuhr: Griesplatz, Grazbachgasse, Herrengasse. Drei Menschen wurden getötet, 36 zum Teil lebensgefährlich verletzt. Die Polizei ist mit gut 100 Beamten im Einsatz. "Das Gefährlichste, das uns passieren kann, ist ein Nachahmungstäter", schildert Stadtpolizeikommandant Kurt Kemeter. "Dort, wo gegangen wird, werden wir stärker überwachen."

Am Gedenkmarsch nehmen Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Nationalratspräsidentin Doris Bures sowie die gesamte Landes- und Stadtregierung teil. "Das ist eine friedliche, pietätvolle Veranstaltung", betont Kemeter. "Aber jede Konzentration von Menschen ist mit einem Risiko verbunden." Der Hauptplatz fasst höchstens 10.000 Menschen, deshalb werden am Anfang der Herrengasse Videowände aufgestellt.

Spekulationen

Im Internet blühen die Spekulationen zu einem islamistischen Hintergrund. Das kann von den Behörden weiterhin nicht bestätigt werden. Eine angebliche Zeugin, die den vom Täter den Kampfruf "Allahu akbar" gehört haben will, konnte nicht identifiziert werden. Auch der wirre Twitter-Account von Alen R. ergibt keinen Hinweis auf terroristische Verbindungen.

Der 26-Jährige ist seit Dienstag in U-Haft. Bis zur nächsten Haftprüfung am 7. Juli soll ein psychiatrischer Gutachter die Frage nach der Zurechnungsfähigkeit klären. Die Ermittlungen konzentrieren sich jetzt auf Befragungen im Umfeld des Beschuldigten und die Auswertung der Daten auf seinem sichergestellten Laptop.

Noch immer nicht identifiziert ist das dritte Todesopfer, eine 25- bis 35-jährige Frau. Sie starb vor der Stadtpfarrkirche. Die Polizei bittet auch Verletzte, die sich noch nicht gemeldet haben, um Nachricht unter LPD-ST-LKA-HINWEISE@polizei.gv.at.

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