Die Polizei führt rund 80 Opfer nach der Amokfahrt
Zehn Tage nach der Amokfahrt eines 26-jährigen Mannes in Graz ist die Zahl der Opfer immer noch am Steigen: Neben den drei Toten und 36 Verletzten zählen die Ermittler bisher knapp 50 weitere Opfer, die gefährdet waren und sich teilweise nur durch einen Sprung zur Seite retten konnten. Rund 250 Zeugen haben sich bisher gemeldet, hieß es am Dienstag auf APA-Anfrage. Insgesamt führt die Polizei rund 80 Opfer nach der Amokfahrt.
Etwa 160 Zeugen wurden bisher von den Ermittlern vernommen. Sie berichteten vom Verhalten des Lenkers und anderen Beobachtungen, erklärte Maximilian Ulrich von der Landespolizeidirektion Steiermark. Aus dem LKH Graz gab es nach wie vor keine Entwarnung bezüglich der beiden Opfern in kritischem Zustand. Die Identität der etwa 25 Jahre alten Frau, die bei der Wahnsinnstat ums Leben kam, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Eine Veröffentlichung eines Fotos von ihrem Gesicht steht im Raum, muss aber von der Staatsanwaltschaft Graz genehmigt werden, sagte Ulrich.
Der Polizeisprecher bestätigte auch die Angaben der Ehefrau des 26-Jährigen, die in einem Montag ausgestrahlten ORF-Interview von Schlägen und Morddrohungen ihres Noch-Mannes erzählte. Sie hatte alle diese Angaben bereits am 11. Juni bei einer umfassenden Einvernahme gegenüber der Polizei ausgesagt. Die Niederschrift wurde an das zuständige Gericht weitergegeben und war somit zum Zeitpunkt der Amokfahrt in Bearbeitung.
Vorwürfe gegen den Beamten der zuständigen Polizeiinspektion ließ Ulrich nicht zu: "Es wurde rechtlich alles richtig gemacht." Alle Anzeigen, die sich auf den 26-Jährigen oder seine Eltern bezogen, wurden an die Behörden - entweder die Staatsanwaltschaft oder die Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung - weitergegeben. Ab da seien diese zuständig. Er wolle damit die Verantwortung nicht abschieben, aber "es gibt Vorgaben, innerhalb derer wir uns bewegen können". Die Frau sei mittlerweile nicht nur von der Polizei, sondern auch vom Landesamt für Verfassungsschutz befragt worden.
Eltern des Amokfahrers bestreiten Drohungen
Der Grazer Staatsanwaltschaftssprecher Christian Krosch erklärte, dass gestern, Montag, eine neuerliche Hausdurchsuchung im Elternhaus des 26-jährigen Amokfahrers stattgefunden hat. Diese habe keine wesentlichen Funde gebracht. Er bestätigte die Polizei-Angaben, dass nach der Niederschrift der Angaben der Ehefrau des mutmaßlichen Täters am 11. Juni der Akt bereits bei der Staatsanwaltschaft war.
Die Ermittlungen würden sich seither nicht nur mit dem Ehemann, sondern auch mit seinen Eltern befassen: Sie könnten ebenfalls gefährliche Drohungen gegen ihre Schwiegertochter gerichtet haben und an einer Freiheitsentziehung beteiligt gewesen sein. Die Behörden würden die angezeigten Delikte prüfen. Die Eltern hätten die Taten jedenfalls bisher bei den Befragungen abgestritten, sagte Kroschl zur APA.
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