„Das Ungewisse war ein Problem“
19 Jahre lang war Karl Pugl bei der Alpine. „Ich hab’ immer gearbeitet, nie gestempelt“, betont der 40-Jährige. Als die Nachricht von der Pleite kam, war der Steirer im ersten Moment natürlich erschrocken. „Zuerst weiß man nicht, was man tun soll. In den Medien hörst auch immer was anderes.“
Dann endlich positive Medienmeldungen: Regionallösungen, bezogen auf die Bundesländer, dürften durchgehen. „Das Ungewisse war halt ein Problem. Man hat ja Zahlungen, einen Kredit aufs Haus.“
Freitag kam für die Steiermark die offizielle Bestätigung: Die Salzburger Firma Hinteregger übernimmt sämtliche Baustellen der Alpine in der Steiermark und damit auch alle Arbeiter. „Ich freu mich“, strahlt Polier Pugl und meint damit auch, dass seine gesamte Partie übernommen wird. „Es bleibt alles beinander.“
Baugewerkschafter Josef Muchitsch eilt derweil von Versammlung zu Versammlung. 33 Betriebsversammlungen in ganz Österreich stehen innerhalb von acht Tagen, die letzte am kommenden Freitag. „Hubschrauber zahlt die Gewerkschafter leider keinen“, feixt der SPÖ-Politiker, der sein Mobiltelefon drei Mal täglich aufladen muss, so leer sei der Akku wegen der vielen Anrufe besorgter Kollegen.
„Viel Arbeit, wenig Schlaf, viel Hackeln“, beschreibt er sein Pensum. „Aber das passt schon so.“
Weitergehackelt
Als mehr als „passt schon“ beurteilt Franz Knieli die Lösung mit Hinteregger. „Wir haben auf so etwas gehofft. Jetzt sind wir alle sehr zufrieden.“ Die Baustelle für ein Studenten-Wohnheim in der Elisabethstraße in Graz hat seine Truppe nie aufgegeben. „Wir haben weitergemacht, auch wenn’s mit der Motivation vielleicht nicht so leicht war.“ Noch nie sei er arbeitslos gewesen, erzählt der 43-Jährige. Für ihn sei das eine „komplett neue Situation“ gewesen. „Jeden Tag hörst was Neues, das ist so, wie wenn man in eine ungewisse Zukunft geht. Natürlich war das schwierig, natürlich macht man sich Gedanken darüber.“
Gedanken macht sich auch Christean Ray. Der 58-Jährige bezeichnet sich selbst als „normaler Arbeiter“. Vor rund 30 Jahren kam er nach Österreich. 23 Jahre war er bei der Alpine. Jetzt spielt die Hüfte nicht mehr ganz mit. Trotzdem ist er über die Chance bei Hinteregger froh. „Ich werde mitwechseln. Die vergangenen Tage waren nicht gerade gut.“ In den 1990ern habe er eine so bange Zeit schon einmal mitgemacht. Damals hatte die Alpine seinen damaligen Arbeitgeber übernommen. „Mit der Lösung jetzt bin ich zufrieden, vor allem für die Jungen“, versichert Ray. Bei ihm selbst sei ja die Pension nicht mehr so fern. „Aber die jungen Kollegen, die brauchen eine Perspektive.“
Die sei mit der Übernahme jetzt gegeben, freut sich Arbeiter-Betriebsrat Josef Gaar. „Alle Kollegen sind zusammengestanden. Jetzt können wir mit Zuversicht in eine neue Zukunft schauen.“
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