"Alkohol nur mehr in Gastgärten"

Klagenfurt prüft ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum.
Viele Bürger fühlen sich belästigt und sind für Alkoholverbot in der Innenstadt.

Es riecht streng an der Nordwestseite des Heiligengeistplatzes in Klagenfurt. Das liegt daran, dass das öffentliche WC außer Betrieb ist. Aber das ist seit Jahren der Fall. Neuerdings wollen jedoch vermehrt Menschen in diesem Bereich ihre Notdurft verrichten. Dort, wo sich seit Jahrzehnten die öffentlichen Stadtwerke-Busse treffen, treffen sich neuerdings Menschen, die gerne öffentlich dem Alkohol zusprechen.

Beim KURIER-Lokalaugenschein gegen Freitagmittag halten rund ein Dutzend Menschen Bierdosen in ihren Händen. Zwei führen Hunde an der Leine mit. Die Clique begrüßt freudig zwei Frauen, die leicht schwankend auf die Gruppe zusteuern. Ihre Fahrräder schieben sie vorsorglich. Ein Herr schnorrt derweil einen Passanten an, der in einen anderen Bus umsteigen will. Bierdosen liegen herum, eine Flasche, in der wohl Hochprozentiges aufbewahrt wird, steht noch.

Ungewohnte Allianz

Auf rund 30 Personen schätzt das Ordnungsamt jene Gruppe, von deren Belästigungen und Alkoholexzessen Anrainer des Heiligengeistplatzes die Nase so voll haben, dass sie ständig im Rathaus anklopfen, um ein Alkoholverbot zu fordern. Ein solches prüft die Stadt derzeit, wie berichtet, tatsächlich – für alle öffentlichen Plätze. SPÖ und FPÖ, ansonsten spinnefeind, können sich in dieser Frage eine Kooperation vorstellen. Sie haben die Mehrheit im Gemeinderat.

Aber wie sieht die Bevölkerung diese Causa und lässt sich eine solche Maßnahme überhaupt umsetzen?

"Überall in der Stadt stehen Leergebinde herum, das ist kein schöner Anblick mehr. Wenn ein Alkoholverbot kommen würde, würde ich mich beim Fortgehen sicherer fühlen", sagt Floriana Binaku. "Sogar Männer werden vermehrt bedrängt und angepöbelt. Dagegen muss etwas getan werden", stimmt Gerald Baum zu. "Leider tummeln sich immer mehr Alkoholisierte in der Stadt. Das ist ja auch für Kinder oder Touristen kein Bild", gibt Hermann Wendland zu bedenken. "Ja, man sieht schon fast an jeder Ecke Betrunkene. Alkoholkonsum sollte künftig nur mehr in Gastgärten erlaubt sein", erklärt Tatjana Grothaus.

Michael Jammer, der Wirt vom "Platz’l" am Neuen Platz, sieht die Sache ähnlich: "Klagenfurt soll sicherer werden, ohne dass man von Angesoffenen angepöbelt wird. Für öffentliche Plätze muss ein Alkoholverbot her, Gastgärten und genehmigte Veranstaltungen dürfen ausgenommen sein."

"Teure Party"

Nur eine Stimme für eine Beibehaltung der aktuellen Regelung war bei unserer Umfrage zu erhaschen. Teenager Michael Possarnig: "Beim Fortgehen wärme ich mich mit Freunden mit billig erstandenem Dosen-Bier auf der Straße auf. Bei einem Verbot wird die Party teuer."

Vorsichtig kritisch äußern sich Ordnungsamt und Polizei, die im Fall einer Verordnung für die Kontrollen zuständig wären. "Was bringt so ein Erlass? Die betroffenen Menschen gibt es ja weiterhin und die werden sich irgendwelche Winkel suchen. Das haben sie auch getan, als 2007 das Alkoholverbot in Parks eingeführt wurde", betont Wilfried Kammerer, Leiter des Ordnungsamtes.

Klagenfurts Polizeikommandant Horst Jessenitschnig bringt ein weiters Argument ein: "Aus kriminalpolizeilicher Sicht besteht kein Bedarf für ein Verbot. Gerade am Heiligengeistplatz sind die Delikte im Vergleich zu 2016 deutlich zurückgegangen."

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