Affäre Mader: Geld für "Ehrenamt"

Die Partei rückt von Helmut Mader (re.) ab
Ex-ÖVP-Landtagspräsident erhielt zu Gratiswohnung auch Aufwandsentschädigung

Ein Kontrollamtsbericht der Stadt Innsbruck aus dem Jahr 1994 bringt neuen Zunder in eine Polit-Affäre, die seit Tagen köchelt. Der ehemalige Tiroler ÖVP-Landtagspräsident und einstige Multifunktionär Helmut Mader wohnt, wie berichtet, zumindest seit 2009 mit verbrieftem Gratis-Wohnrecht in einer 188-Quadratmeter-Wohnung in Innsbruck. Der Verein "Technikerhaus", dessen Obmann Mader bis 2013 war, hatte ihm diese Vergünstigung zugesprochen.

1090 Euro monatlich

Affäre Mader: Geld für "Ehrenamt"
In diesem Haus in Innsbruck wohnt Mader mietfrei auf 188 Quadratmeter
Der nun ausgehobene Kontrollamtsbericht zeigt aber auch, dass Mader für seine Tätigkeit als Obmann auch eine monatliche Pauschalentschädigung von 15.500 Schilling (rund 1090 Euro) erhielt. Sein Sohn und Rechtsanwalt Gerhard Mader hatte das Gratis-Wohnrecht gegenüber dem KURIER unter anderem damit begründet, dass sein Vater "jahrzehntelang den Gratis-Heimleiter gemacht hat".

Auch in einer Lobeshymne aus dem Büro Maders hieß es 2006 zum 65. Geburtstag des damaligen Landtagspräsidenten: "Zwei unglaublich lange Funktionsperioden ehrenamtlicher unermüdlicher Tätigkeit hat Helmut Mader bisher im Verein Technikerhaus seit 1964 (!) hinter sich, in dem er immer noch als Obmann wirkt und mitten im Schülerheim wohnt." Während seiner Zeit in der Tiroler Landesregierung (1989 bis 1994) verzichtete Mader auf die Pauschalentschädigung, heißt es in dem Bericht, bezog sie danach aber zumindest für ein Jahr erneut, ehe er wieder verzichtete.

Bis zu seinem Antritt als Landesrat hat Mader laut dem Dokument gratis im "Technikerhaus" gewohnt. Miete zahlte er erst seit dem Regierungseintritt: 363 Euro monatlich. 2009 erhielt der Politpensionist dann das lebenslange Gratis-Wohnrecht.

"Keine gute Optik"

Dass die Optik in diesem Fall nicht gut ist, darüber besteht nun auch für den Landesgeschäftsführer der ÖVP, Martin Mallaun, kein Zweifel mehr. "Würde es sich hierbei um einen amtierenden Funktionär oder Mandatar handeln, so würde die Tiroler VP mit dieser Causa jedenfalls den Ethikrat, der mit dem Verhaltenskodex der ÖVP 2012 eingeführt wurde und für alle Funktionäre der ÖVP gilt, befassen. Im Falle von Politpensionisten besteht dahingehend aber keine Handhabe", erklärte er zu der Affäre, die der Blogger Markus Wilhelm (dietiwag.org) am Montag ins Rollen brachte.

Die Partei rückt nun merklich von einem ihrer prominentesten Alt-Granden ab. Mader war zunächst ab 1976 Landtagsmandatar, ehe er von 1987 bis 1989 auch den Klub führte, um im Anschluss zum Landesrat und Landeshauptmann-Stellvertreter (1989 bis 1994) aufzusteigen. Danach bekleidete der ÖVPler bis 2008 das Amt des Landtagspräsidenten. Mallaun empfiehlt nun "ihm und dem Verein alles vorzulegen, um die eigene Reputation wiederherzustellen."

Öffentliche Gelder

Andrea Haselwanter-Schneider, Klubobfrau der Liste Fritz, sieht indes auch die ÖVP in der Pflicht: "Die Zeit des Schweigens ist für die ÖVP vorbei. Wenn die ÖVP in Stadt und Land ihren ehemaligen Landeshauptmannstellvertreter und Landtagspräsident entlasten will, muss sie endlich für Aufklärung sorgen." Allein zwischen 1993 und 1995 seien mehr als 447.000 Euro an öffentlichen Geldern von Stadt und Land an das Technikerhaus geflossen. Von 2002 bis 2011 waren es noch einmal 767.000 Euro.

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