Abschied von der Sandkiste

1996 musste man die Fans in Klagenfurt mit Freibier anlocken
In den Sand gesetzte Summen sind geheim/Kärnten Werbung pocht auf "Verschwiegenheitspflicht".

"That’s the way, aha, aha, I like it", tönt es aus 8000 Kehlen am Klagenfurter Center Court. Die Fans lieben das zum Kult-Event gewachsene Beachvolleyballturnier bei freiem Eintritt und die Location am Wörthersee. Die Politik sieht die Sache inzwischen differenzierter, weil Unsummen, die niemand nachvollziehen kann, in den Sand gesetzt wurden. Der Fördervertrag mit dem Veranstalter wird nicht verlängert, denn dem Steuerzahler ist das Event über den Kopf gewachsen.

Vor 21 Jahren war alles anders. Da überredete ein damals noch für seine Clubbings bekannter Hannes Jagerhofer Sportstadtrat Dieter Jandl (ÖVP), in Klagenfurt neben dem Strandbad ein Beachvolleyball-Turnier zu veranstalten. "Leider kamen nur ein paar Hundert Zuschauer. Und selbst diese mussten wir mit Gratis-Getränken anlocken", blickt Jandl zurück. Das Budget habe 100.000 Schilling betragen (7267 Euro, Anm.), betont Jagerhofer; dafür habe er einen Kredit aufgenommen. Die Stadt spendierte Sachleistungen, genau genommen Bier.

Abschied von der Sandkiste
Beachvolleyball in Klagenfurt, Foto honorarfrei
Das Turnier wuchs und wuchs: Vom Masters zum Grand Slam, zum Major, zur EM und WM. Parallel dazu wuchs das Budget: "4,2 Millionen werden für ein Major benötigt, das Doppelte für eine WM", teilt Jagerhofer mit. Die Kosten begründet der Manager mit hohen Preisgeldern und Aufwendungen für den Stadionbau (Die Stadt hat den Plan, für die Sommermonate eine fixe Tribünenkonstruktion für alle Veranstaltungen aufzustellen, nie realisiert. So wird in der Ostbucht den ganzen Sommer für Ironman, Starnacht, Beachvolleyball sowie "Kärnten Läuft" auf- und abgebaut). Ab 2017 soll Wiener Geld für das Event fließen.

Der Tabubruch

Hand in Hand mit Jagerhofers Budgets für die Sandkastenspiele explodierten die Summen, die der Steuerzahler berappt. Eine diesbezügliche Auflistung gibt es nicht. Mit diesem Argument werden jedenfalls KURIER-Anfragen bei den entsprechenden Referaten in Stadt und Land abgewürgt. Alleine schon das Ersuchen ist ein Tabubruch, ein Stich ins Wespennest.

Seitens der Kärnten Werbung heißt es: "Wir haben eine Verschwiegenheitspflicht gegenüber dem Veranstalter." Das Argument, dass es sich stets um öffentliche Gelder handelte, zähle nicht.

2016: 870.000 Euro

Hinter vorgehaltener Hand werden die Summen zumindest geschätzt: 1997 betrug die öffentliche Förderung demnach in heutiger Währung 220.000 Euro, ab 1998 290.000 Euro. Bei der WM 2001 waren es gar 944.000 Euro.

Erst seit 2002 können Stadt und Land verbriefte Beträge nennen: So flossen 638.710 Euro jährlich von Stadt und Kärnten Werbung; von 2005 bis 2012 waren es 824.000, seit 2013 sind es 822.000 Euro pro Jahr. Mit Sachleistungen, die Klagenfurt beisteuert, liegt man aktuell bei 870.000 Euro pro Jahr. Jagerhofers Agentur ACTS bestreitet dies, nennt aber keine andere Summe.

Diese Beträge lassen die Kärntner Bevölkerung längst nicht mehr kalt: "Überall wird gekürzt, also soll es auch das Beach-Event treffen. Jagerhofer kann damit nach Wien gehen", sagt Elsa Kleinsasser aus Villach. Anders als Besucher aus anderen Bundesländern stimmen ihr viele Kärntner in einer KURIER-Umfrage zu.

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