Kameras gegen die Sünder

Rettungsgassensünder sollen künftig nicht mehr so leicht davon kommen. Im Zuge eines Maßnahmenpaketes hat Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) heute, Donnerstag, angekündigt, eine videounterstützte Rettungsgassen-Kontrolle einzuführen. 800 der insgesamt 4800 von der Asfinag entlang der Autobahnen installierten Kameras sollen es der Polizei künftig erleichtern, Rettungsgassensünder zu belangen. Sowohl das Innenministerium als auch Datenschützer haben schwere Bedenken angemeldet.

Im Zuge des Maßnahmenpaktes, das Bures zusammen mit Asfinag-Vorstand Klaus Schierhackl, Vertretern der Einsatzorganisationen und dem ARBÖ präsentiert hat, werde auch die Information für in- und ausländische Lenker verstärkt.
"Mit den 800 Kameras stellen wir der Polizei eine ausgezeichnete Hardware zur Verfügung, die sie zur Überwachung der Rettungsgasse nutzen kann", sagt Bures. Damit komme man einem lang gehegten Wunsch der Exekutive nach, die immer wieder beklagt hatte, dass es schwer sei, bei einem Unfall auch noch die Rettungsgasse zu kontrollieren, so Bures. Der Vorschlag werde natürlich auch der Datenschutzkommission vorgelegt.
Die Präsentation des neuen Vorschlags entwickelte sich am Donnerstag schon im Vorfeld zum Eklat. Vertreter von Innenministerium und ÖAMTC boykottierten die Veranstaltung kurzfristig, andere Organisationen berichteten von politischem Druck, wegen dem sie teilnehmen mussten.
Bedenken der Innenministerin

Für den Einsatz der Kameras sind strenge datenschutzrechtliche Kriterien formuliert. Die Aufnahmen dürfen nur zum Zwecke von Verwaltungsstrafverfahren und nur bei Vorliegen eines konkreten Verdachtes verwendet werden. Die Aufnahmen dürfen nur so lange sie für die Strafverfolgung erforderlich sind verwendet werden. Unbeteiligte Personen und Kennzeichen müssen gelöscht oder unkenntlich gemacht werden.
"Populistischer Unfug"

Mit 800 Kameras der Asfinag kann die Polizei derzeit den Verkehr auf Österreichs Autobahnen im Auge behalten. Die schwenkbaren und zoomfähigen Objektive überwachen Tunnels und wichtige Knotenpunkte. Die Beamten können so rasch klären, ob es Staus oder Unfälle gibt.
ÖAMTC und ARBÖ skeptisch
Skeptisch zeigen sich auch Autofahrerclubs. „Es ist logisch, dass manche eine totale Überwachung vermuten. Wir werden uns das genau anschauen“, sagte ARBÖ-Generalsekretärin Lydia Ninz. „Das ist verfassungsrechtlich kritisch“, merkte auch Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC an. „Bisher ging so etwas nur bei schweren Delikten.“ 15 Monate nach dem Start der Rettungsgasse zeigten sich nur mehr Rotes Kreuz und der rote Arbeiter-Samariterbund restlos von ihr überzeugt. Ein gemischtes Resumee zog auch der nö. Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner: „Bei uns gibt es sehr unterschiedliche Erfahrungen. In letzter Zeit hatten wir aber Probleme, manche sehen die Rettungsgasse als neue Spur. Und wir haben mehr kaputte Spiegel als früher zu verzeichnen.“
Die jüngesten Massenkarambolagen auf der A1 und der A2 mit einem Toten haben die Diskussion um die Rettungsgasse wieder neu entfacht. Die Rettungsgasse hatte wieder einmal nicht funktioniert, die Polizei musste sich auf das Wichtigste konzentrieren: und zwar zu schauen, dass die Rettungskräfte möglichst schnell zu den Verletzten kommen. An Strafen für Rettungsgassensünder war dabei nicht zu denken.
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