69-Jähriger eine Minute lang Fußballer

Erich Ropp wurde in der 90. Minute eingewechselt
Kärntner Frauenarzt erfüllt sich Kindheitstraum in vierthöchster Liga, es hagelt Kritik.

Sir Stanley Matthews aus dem englischen Hanley war einst Europas Fußballer des Jahres, spielte mit 50 noch in der höchsten britischen Liga und mit 55 bei den Hibernians Paoa in der maltesischen Meisterschaft. Erich Ropp aus Klagenfurt ist Frauenarzt, hatte zeit seines Lebens keinen einzigen Auftritt als Fußballer und schlägt Matthews dennoch um Längen: denn am Mittwochabend kam er als 69-jähriger "Last-Minute-Kicker" in der vierthöchsten österreichischen Meisterschaft zum Zug.

Es handelte sich um die letzte Runde der Kärntner Liga, Völkermarkt bat den Annabichler SV (ASV) aus Klagenfurt zum Duell. Die Gäste führten rasch 2:0, das Spiel war längst entschieden, als Trainer Dietmar Thuller ein Greenhorn zum Aufwärmen schickte: Erich Ropp, 69 Jahre alt, durfte seine knallgelben Fußballschuhe schnüren. Dieser ist nicht nur Präsident des ASV, sondern auch Vize-Präsident des Kärntner Fußballverbandes (KFV), also diesem Sport durchaus seit Jahrzehnten verbunden. Allerdings übte er ihn nie aktiv aus. "Der Doc erfüllte dennoch alle Bedingungen: er hat einen Spielerpass, war beim Abschlusstraining und hat den Einstand bezahlt. In der 90. Minute gab es Eckball für uns, Ropp ist groß und ich hab’ auf ein Kopfballtor gehofft", grinst Thuller.

Ball nie berührt

"Das wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Ich hab’ im Fünfmeterraum auf die Flanke gewartet, aber den Ball bis zum Schlusspfiff nie berührt. Nach einer Minute war das Spiel vorbei", erzählt der Neo-Fußballer. Ropp spricht von einem "Kindheitstraum", der in Erfüllung gegangen sei und einem "Kindheitstrauma", an dem er leide. Denn seine Eltern hätten es ihm einst verwehrt, einem Fußballklub beizutreten. Vor 15 Jahren ließ er sich zum Spaß als Spieler registrieren. Der Pass habe seine Gültigkeit, bestätigt KFV-Geschäftsführer Richard Watzke.

Dennoch sieht sich Ropp nun wegen seiner Funktionen beim ASV und beim Verband mit Kritik konfrontiert. "Das war eine Unsportlichkeit, eine Verhöhnung des Gegners und sollte einem normal denkenden Funktionär nicht einfallen", findet Völkermarkts Vereinspräsident Valentin Blaschitz. "Mit den Zielen des Verbandes – der Wertschätzung des Meisterschaftsbetriebes und der Nachwuchsförderung – hat dieser Auftritt nichts zu tun", tadelt KFV-Präsident Klaus Mitterdorfer seinen "Vize".

Der sieht es anders. Ropp: "Im Spiel ging es um nichts mehr, und weil wir so viele Verletzte hatten, habe ich niemandem den Platz weggenommen. Die U16 hatte am Donnerstag ein wichtiges Match, also hätte kein Junger eingesetzt werden können."

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