50 Anzeigen gegen Lehrer – und "noch Luft"

Sämtliche Behörden werden seit März mit Anzeigen torpediert
Über 30 Pädagogen der HTL Ferlach "angeschwärzt". Vernaderer wohl in den eigenen Reihen.

Simmering gegen Kapfenberg soll Brutalität sein? Der verstorbene Kabarettist Helmut Qualtinger kannte freilich einst die Zustände an der Waffen-HTL im Kärntner Ferlach noch nicht. Dort wird unter den insgesamt 60 Lehrern eine Handvoll Denunzianten vermutet, die die übrigen Pädagogen sowie die Direktorin mit Anzeigen überschütten sollen: 50 solche wurden bereits getätigt, die Staatsanwaltschaft Klagenfurt und die Revision des Bundesministeriums ermitteln.

Die Anzeigenflut begann im März 2017 und geht bis zum Jahr 2003 zurück. Aufnahmen in Lehrgänge sollen nicht rechtens sein, Zeugnisse daher ungültig. Mädchen würden gezwungen, gemeinsam mit Burschen zu turnen, die Einführung des Italienisch-Unterrichts sei auf Kosten von technischen Stundeneinheiten sowie entgegen dem gesetzlichen Lehrplan erfolgt.

Titel nicht rechtens?

Weiters würden gewisse Lehrer ohne Qualifikation unterrichten, Dienstreisen und Stundenlisten türken. Schüler seien nicht abgemeldet worden, um die Zahl der zu Unterrichtenden hoch zu halten. Und letztlich wird sogar behauptet, Maturaabschlüsse und Ingenieurstitel könnten nicht rechtens sein.

"Wir haben sämtliche Vorwürfe geprüft und keine Verfehlung festgestellt", sagt der Präsident des Landesschulrats, Rudolf Altersberger. Die Beschwerden gehen weiter. "Inzwischen sind es über 50 Anzeigen, die gegen mehr als 30 namentlich genannte Lehrer und die Direktorin gerichtet sind", erklärt Altersberger. Weil letztlich auch er und die Behörde in Misskredit gebracht werden, – die Vorwürfe gehen von Freunderlwirtschaft über Polit-Packeleien unter SPÖ-Sympathisanten bis hin zu bewussten Verzögerungen bei den Ermittlungen der zuständigen Fachabteilung in der Landesregierung – hat Altersberger die Causa einer Revisionsgruppe des Bundesministeriums abgetreten. Diese hat eine Kommission gegründet, die bereits an der HTL in Ferlach ermittelt.

Seit 1. Jänner hat hier Silke Bergmoser das Direktorenamt inne, zuvor war es Maximilian Winkler – für beide gilt die Unschuldsvermutung. Dies zu erwähnen ist erforderlich, weil auch die Staatsanwaltschaft Klagenfurt gegen neun Personen der HTL Ferlach wegen des Verdachts des Amtsmissbrauches und der Untreue Erhebungen anstellt. Sämtliche Anzeigen, die diesen Ermittlungen zugrunde liegen, sind anonym gehalten und mit "ein Hinweisgeber", "ein besorgter Staatsbürger" oder "ein Initiativkreis" unterschrieben.

Falle gestellt

Zuletzt haben sich allerdings Anhaltspunkte verdichtet, wonach wohl Lehrer selbst ihre Kollegen anschwärzen könnten. "Die Anschüttungen haben oft Details aus Konferenzen zum Inhalt, die nur der innerste Kreis weiß", erklärt Altersberger. Er selbst hat den Anzeigern kürzlich eine Falle gestellt. "Nachdem seit drei Wochen keine Verleumdung mehr eingetrudelt ist, habe ich gegenüber ausgewählten Lehrern gemeint, den anonymen Feiglingen würde wohl die Luft ausgehen".

Und siehe da: am Montag lag wieder eine Anzeige auf seinem Schreibtisch. Im Fall einer zurückliegenden Mathematik-Matura soll es Unregelmäßigkeiten geben, lautet der Vorwurf gegenüber einem Lehrer. "Mit freundlichen Grüßen und viel Luft, ein Hinweisgeber", steht unter dem Schreiben.

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