20 Austro-Taliban in Syrien getötet

Mohamed Mahmoud (alias Abu Usama al-Gharib). Drohvideo des Salafisten und Islamisten gegen Österreich....
Zahl der radikalen Islamisten nimmt zu, in Österreich steige auch die Terror-Gefahr.

In Syrien wurden seit Beginn des Bürgerkrieges fast 20 Leichen von sogenannten „Austro-Taliban“ gefunden, die aufseiten fundamentalistischer Milizen mitmischen wollten. Auch für Österreich steigt laut internationalen Geheimdienst-Analysen die Terrorgefahr, weil die El Kaida bei ihren Operationen keinen Unterschied zwischen Deutschland und Österreich mache.

Das ist die beunruhigende Erkenntnis einer Fachtagung der Universität Wien im Innenministerium. Nach einer Analyse des Universitätsprofessors Rüdiger Lohlker zur allgemeinen Erscheinung des Dschihadismus präsentierte der frühere Antiterror-Experte des deutschen Bundeskriminalamtes und nunmehrige Publizist, Wolfgang Würz, die aktuelle Lage aus gesamteuropäischer Sicht.

Nachfolger

Demnach hat der Tod des Terrorpaten Osama Bin Laden an der Handlungsfähigkeit der El Kaida nichts geändert. Seine Nachfolge im inneren Zirkel konnte Ayman al Zawahiri antreten. Außerdem hätten sich längst selbstständig Ableger auf der arabischen Halbinsel und im Maghreb gebildet, die sich selbstständig finanzieren.

Alle Gruppen haben nur ein Ziel: Durch eine breite Verunsicherung der Bevölkerung die Handlungsfähigkeit der europäischen Regierungen einzuschränken. Etwa durch öffentlichen Druck die deutsche Regierung zu zwingen, die Truppen aus Afghanistan abzuziehen.

Das wichtigste Kampfmittel, so Würz, sei nach wie vor das Internet. Wobei Würz derzeit eine erkennbare „qualitative Verbesserung der Internet-Medien“ konstatiert.

Terrorwarnstufe

Eine hohe Terrorwarnstufe hat Großbritannien, das durch den grausamen Mord an einem Soldaten auf offener Straße schockiert wurde. Auch Staaten wie Dänemark, Norwegen und Schweden orten handlungsfähige El Kaida-Strukturen. Und Frankreich sieht sich nach der militärischen Intervention in Mali mit neuen Bedrohungen konfrontiert.

20 Austro-Taliban in Syrien getötet
Mohamed Mahmoud (alias Abu Usama al-Gharib). Drohvideo des Salafisten und Islamisten gegen Österreich....
Für Deutschland sieht Würz eine „deutliche Aktualität“ der Terrorgefahr. Bedeutet das auch Gefahr für Österreich? Würz: „Aus deutscher Sicht kann ich das leider nur mit einem eindeutigen Ja beantworten.“ Die El Kaida-Chefs würden keinen Unterschied zwischen dem neutralen Österreich und dem Nato-Mitglied Deutschland machen. Sie zielen auf den deutschsprachigen Raum im Gesamten.

Würz verweist auf die Extremistenszene um den Wiener Salafisten Mohamed Mahmoud, der zuerst in Wien eine radikale Jugendorganisation gründete, und nach seiner Haftentlassung in Deutschland weiter werkte. Nachdem er versucht hatte, illegal nach Syrien einzureisen, wurde er in der Türkei in Haft genommen.

20 Austro-Taliban in Syrien getötet
Peter Gridling
Peter Gridling, Direktor des Bundesamtes für Verfassungsschutz: „Wir haben schon lange darauf hingewiesen, dass kein Unterschied zwischen beiden Ländern gemacht wird.“ Der Fall Mahmoud zeige, dass schon die Anwesenheit von nur vier österreichischen Stabsoffizieren in Afghanistan ausreichte, Aktivitäten zu setzen.

Die Zahl der gewaltbereiten Islamisten in Österreich liege im zweistelligen Bereich, würde aber einen kontinuierlichen Zulauf erhalten. Gridling kann daher Vorfälle wie in Großbritannien auch für Österreich nicht ausschließen. Einen Hinweis auf einen aktuell bevorstehende Anschlag gebe es derzeit aber nicht.

Bürgerkrieg

Eine besondere Bedeutung für Dschihadisten hat der syrische Bürgerkrieg. Dort sehen viele die Chance, sich „am Schlachtfeld zu bewähren“, wie es ihre Ideologie verlangt. Laut Würz sind derzeit etwa 50 Deutsche auf Seiten fundamentalistischer Milizen aktiv. Dieses Phänomen gibt es auch in Österreich, erklärt Gridling: „Es sind Personen dort, es sind auch welche schon wieder zurückgekehrt, und es wurden auch welche getötet.“ Genauere Details will Gridling aber nicht bekannt geben.

Aus Insiderkreisen ist zu erfahren, dass es sich hauptsächlich um eingewanderte Tschetschenen und Pakistani handelt. Sie genießen in Österreich Asylstatus, wollten aber in Syrien militärische Erfahrungen sammeln. Die Zahl der Toten soll bereits bei etwa 20 liegen. Die größte Gefahr, da sind sich alle Staatsschützer einig, geht später von den Heimkehrern aus dem Kriegsgebiet aus.

Aufgrund zahlreicher beleidigender und/oder unsachlicher Postings, wurde die Kommentarfunktion unter diesem Artikel deaktiviert.

Mohamed Mahmoud soll sich in türkischer Haft wohlfühlen. Und er wird vermutlich noch längere Zeit dort verbringen. Obwohl die Staatsanwaltschaft Wien schon vor Monaten die Auslieferung des Wiener Salafisten beantragt hat, zieht sich die Angelegenheit – in der Türkei gibt es derzeit andere Prioritäten.

Und ehe die türkischen Behörden nicht geklärt haben, ob Mahmoud noch Österreicher oder vielleicht doch schon ägyptischer Staatsbürger ist, kann er nicht ausgeliefert werden.

Der Austro-Terrorist könnte bereits eine neue Staatsbürgerschaft haben – denn Mahmoud befand sich im Winter in Ägypten und soll dort nach unbestätigten Meldungen eingebürgert worden sein. Er nennt sich jedenfalls seit einiger Zeit Abu Usama Al-Gharib.

Der 29-Jährige hat keine Lust, nach Österreich zurückzukehren. Er fühlt sich aus politischen Gründen verfolgt und hat einen Asylantrag gestellt. Berichte, wonach auch Deutschland seine Auslieferung beantragt haben soll, sind falsch. Theatralisch hatte der verurteilte Terrorist Mahmoud in einem Video im Internet seinen Reisepass verbrannt und Österreich gleichzeitig mit einem „Feuersturm“ gedroht. Vorgeworfen wird Mahmoud übrigens erneut eine „Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung“.

Kommentare