18-jähriger Klagenfurter entführte Frau

Terrorübung
Opfer gelang Flucht aus Autokofferaum - Beschuldigter wurde nach Fluchtversuch gefasst.

Eine 57-jährige Angestellte ist Mittwochnachmittag auf dem Parkplatz ihrer Firma in Klagenfurt von einem 18-jährigen Einheimischen mit vorgehaltener Waffe entführt worden. Die Frau, die später flüchten konnte, hat einen schweren Schock erlitten. Ein Verdächtiger wurde nach einer spektakulären Verfolgungsjagd noch am Abend festgenommen.

Mit Waffe bedroht

"Die Frau wollte gegen 16.50 Uhr vom Firmenparkplatz wegfahren, als sich der Täter zur ihr ins Auto gesetzt und sie mit einer Faustfeuerwaffe bedroht hat", berichtete Markus Tilli vom Stadtpolizeikommando der APA. Der Mann dirigierte sein Opfer aus Klagenfurt hinaus in ländliches Gebiet. Auf dem Weg dahin ließ er sie noch im Stadtgebiet zweimal anhalten: Einmal musste die Frau aus einem Automaten Zigaretten holen, einmal bei einem Bankomaten 200 Euro beheben und ihrem Entführer aushändigen. Der 18-Jährige blieb dabei im Auto sitzen und bedrohte sie aus dem Fahrzeug heraus mit der Waffe.

Außerhalb der Stadt auf dem Weg Richtung Schiefling am Wörthersee stoppte der Wagen ein drittes Mal. Der Täter zwang die Angestellte in den Kofferraum und fuhr ab da selbst weiter, sagte Tilli.

Flucht

Gegen 18.00 Uhr, wieder zurück in der Landeshauptstadt, stellte der Mann den Mercedes auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in der Rosenthaler Straße ab. "Als die Frau merkte, dass der Täter weggegangen ist, hat sie es aus dem Auto raus geschafft", schilderte Tilli. "Sie ist vom Kofferraum ins Fahrzeuginnere geklettert." Auf der Straße sprach sie Passanten an, über das Handy eines der Fremden wurde die Polizei alarmiert.

Der Täter kehrte später zum Auto zurück und flüchtete damit. Gleichzeitig lief eine Großfahndung an. Etwa 20 Beamte des Stadtpolizeikommandos - "alle meine Streifen", so Tilli - und das Eko Cobra rückten aus. Auf der Flucht baute der 18-Jährige einen Unfall mit Sachschaden. Der Lenker des beschädigten Fahrzeugs meldete den Vorfall und lieferte so einen wichtigen Hinweis auf den gesuchten Mercedes.

Noch in der Innenstadt kam es nahe der Justizvollzugsanstalt zu einem Anhalteversuch. Dabei wurde ein Cobra-Beamter verletzt. Er wollte die Fahrzeugtüre aufreißen, der Lenker gab jedoch Gas. Beim Sturz brach sich der Polizist eine Hand.

Am Kreuzbergl, dem Klagenfurter "Hausberg", war dann Endstation. Der Mercedes blieb kurz vor 20.00 Uhr auf einer Schotterstraße liegen. Die Cobra nahm den 18-Jährigen fest.

Motiv noch unklar

Der Beschuldigte sitzt im Klagenfurter Polizeianhaltezentrum, er sollte im Lauf des Vormittags einvernommen werden. Denn die Hintergründe der Entführung waren völlig unklar. "Das ist derzeit die brennendste Frage: Warum?", sagte Tilli. Zur Person 18-Jährigen selbst gab es zunächst keine Details, außer dass es sich um einen einheimischen Klagenfurter handle.

Das Opfer war Donnerstagfrüh zu Hause, schwer geschockt, aber körperlich unversehrt. Eine Betreuung durch ein Kriseninterventionsteam habe die 57-Jährige vorerst nicht in Anspruch nehmen wollen.

Die Waffe wurde noch nicht sichergestellt, somit war unklar, ob sie echt und geladen gewesen ist. Tatortteams untersuchten am Vormittag die verschiedenen Schauplätze und den Wagen. Markus Tilli hob ausdrücklich die gute Kooperation zwischen dem Stadtpolizeikommando und der Cobra hervor.

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