17 Wochen zwischen Bangen und Hoffen: Noel überlebte wie durch ein Wunder

Noel wollte am Freitag nur noch mit seinen Eltern nach Hause
Nach Lungenversagen standen die Chancen für den dreijährigen Bub äußerst schlecht.

Noel sitzt noch etwas blass und schwach in seinem Kinderwagen. Im Arm hält er einen Stoff-Schneemann, eine Figur aus dem Film "Die Eiskönigin". "Olaf ist überall mit dabei", sagt Alexandra Berger, die Mutter des Dreijährigen. Hinter der 29-Jährigen und ihrem Mann Severin liegen 17 Wochen zwischen Bangen und Hoffen an der Innsbrucker Kinderklinik. Jetzt ist die Familie aus Höfen im Bezirk Reutte abreisebereit. Die Eltern strahlen, für Noel zählt aber nur noch eines: "Ich will nach Hause."

Dass er die Klinik überhaupt lebend verlassen kann, grenzt an ein medizinisches Wunder, auch wenn Nikolaus Neu, Oberarzt auf der Kinderintensivstation, das Wort nicht in den Mund nehmen will: "Das ganze Team, die Eltern und Noel haben diese Nuss geknackt", sagt er. Für den Mediziner ist aber auch klar: "Noel ist ein Kind, dass ich sicher mein ganzes Leben lang nicht vergessen werde."

Dramatischer Verlauf

Als der Bub im Februar von einem anderen Krankenhaus mit einer schwersten Lungenentzündung und einer Pneumokokken-Infektion an die Innsbrucker Uni-Klinik kommt, wird seine Beatmung innerhalb weniger Tage enorm schwierig. Nach eineinhalb Wochen kommt es zum Lungenversagen. "Die Überlebensrate liegt hier nur bei 50 Prozent", sagt Neu.

Noel wird an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Sechs Wochen lang liegt er im künstlichen Tiefschlaf an die Geräte angeschlossen. "Die Erfahrungen zeigen, dass diese Therapie nicht länger als acht Wochen auszuhalten ist", erklärt der Arzt. Anfang April begann sich die Lunge, die auf einer Seite bereits zu einem Drittel zerstört war, zu erholen.

Große Erleichterung

"Wir hätten nicht gedacht, dass eine so große Zerstörung in der Lunge wieder heilen kann", sagt Neu. Doch Noel hat den Mediziner immer wieder überrascht: "Heute können wir nicht ausschließen, dass Noel vielleicht einmal einen Marathon in 2,5 Stunden läuft." Für die Eltern des Dreijährigen geht das wochenlange Zittern um das Leben ihres Kindes zu Ende: "Wir haben erst daran geglaubt, als er auf die Normalstation gekommen ist. Jetzt sind wir einfach nur erleichtert", sagt Alexandra Berger.

Alles habe wie ein normaler Vireninfekt angefangen und sich dann ziemlich rasch verschlechtert, erinnert sich die Mutter. Noel sei immer ein sehr lebendiges und aktives Kind gewesen. "Und dann wirst du auf einmal von der einen anderen Sekunde auf die andere da hinein geworfen", beschreibt sie den Schock nach der Diagnose.

„Zwei bis drei Wochen lang war er an der Grenze zwischen Leben und Tod. Seine Lunge war wie Beton, er konnte nicht mehr atmen“, erklärt Kinderintensivmediziner Neu, wie schlecht es um Noel bereits stand. Das betreuende Team holte sich bei internationalen Kollegen Rat und versuchte alle mögliche Tricks um das Leben des Buben zu retten.

So wurde etwa mit zahlreichen Bluttransfusionen die Toleranz des Kindes für seine schlechte Sauerstoffversorgung erhöht. Drei Wochen lang konnte die Lunge Noels nicht einmal einen Millimeter Luft pro Atemzug aufnehmen. Doch für Neu und sein Team steht fest: "Noel wollte leben und wieder gesund werden."

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