100.000 Einwohner: So groß fühlt sich Klagenfurt

Luftbild Klagenfurt
Magistrat jubelt über die neue "Großstadt". Bürger und Statistiker melden Zweifel an.

Trägt Klagenfurt seit Kurzem zu Recht den Titel "Großstadt"? Diese Frage stellt sich in zweierlei Hinsicht: Zwischen Statistikern ist ein Streit entbrannt, ob das Magistrat seine angeblich 100.000 Einwohner "richtig" gezählt hat. Und die Bevölkerung ist ebenfalls unschlüssig, ob Klagenfurt reif ist, als Großstadt bezeichnet zu werden.

"Ja, wir haben ein Fußballstadion, genügend Kindergärten oder Schulen. Aber die Busse fahren alle 30 Minuten, das Radwegenetz ist praktisch nicht vorhanden. Das ist einer Großstadt unwürdig. Möglich, dass wir 100.000 Einwohner haben, aber zu einer Großstadt gehört mehr Weltoffenheit", betont der Klagenfurter Peter Hellig im Rahmen einer KURIER-Umfrage. Egon Morianz sieht die Sache anders. "Ich bin nach meinen Erfahrungen im Ausland extra nach Klagenfurt zurückgekehrt. Es ist die ideale Stadt", sagt er.

Den Begriff "Großstadt" will Robert Pichl von der Stadtplanung nicht verwenden. "Wir sind 100.000-Einwohner-Stadt und waren reif für diesen Sprung." Es sei in den vergangenen 20 Jahren gelungen, den Stadtkern zu verdichten, Einkaufszentren in der City anzusiedeln und die Menschen aus der Peripherie in die Innenstadt zu holen. "Klagenfurt hat deutlich an Attraktivität zugenommen."

Die Frage, ob die Stadt tatsächlich die 100.000-Einwohner-Marke durchbrochen hat, wird indes nicht so rasch zu klären sein. Das Magistrat ließ am Montag den kleinen Roland Müller, der am 16. Februar das Licht der Welt erblickte, per Aussendung als hunderttausendsten Klagenfurter hochleben.

890 Personen fehlten

Wir wird das ermittelt? Mit Stichtag 1. Jänner 2016 gab es 99.110 Einwohner. "Das Magistrat hat sich daraufhin am lokalen Melderegister orientiert, den Bevölkerungsstand verfolgt und so letzte Woche den Jubiläums-Klagenfurter gekürt", sagt Gabriele Stoiser, Statistikerin der Stadt.

Laut Landesstatistiker Peter Ibounig ist diese Art der Berechnung "vielleicht nicht falsch, aber in der EU unüblich. Auch die Statistik Austria zählt anders." Demnach gelte eine Person erst als Teil der Wohnbevölkerung, wenn sie 90 Tage durchgehend an einem Wohnort angemeldet ist. "Sonst wird ja jeder Flüchtling mitgezählt, der dann weiterzieht und abgemeldet wird. Klagenfurt hatte 2015 einen Zuwachs von 1240 Einwohnern und mit 1. Jänner 2016 fehlten noch 890 Personen auf die 100.000er-Marke. Daraus kann man schließen, dass diese Grenze erst in der zweiten Jahreshälfte erreicht wird", ist Ibounig überzeugt.

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