"Warmer Hans" in Linz grillte letzte Bosna

"Warmer Hans" in Linz grillte letzte Bosna
Nach 45 Jahren sperrte das einst beliebte Ziel Linzer Nachtschwärmer zu. Eine Übernahme wäre am selben Standort nicht möglich gewesen. Eine Feuerwehr aus dem Mühlviertel will den Würstelstand aber ein Mal pro Jahr wieder aufstellen.

[*Update: Übernahme des Standortes durch neuen Betreiber war nicht möglich*]

Für eine Imbiss-Institution hieß es am vergangenen Wochenende: In Linz verschwind't's. Beim Würstelstand "Warmer Hans" nahe dem Hauptplatz wurden in der Nacht auf Samstag zum letzten Mal die beliebten Pusztalaibchen, Käsekrainer und Bosna gegrillt.

Rita Lehner führte das Imbisslokal in den vergangenen zehn Jahren. Sie ist die Witwe von Johann Bamminger, dessen gleichnamiger Vater den "Warmen Hans" vor 45 Jahren gegründet hatte. "Natürlich bin ich traurig, dass es ihn nicht mehr gibt", sagt sie gegenüber dem KURIER. Aber gleichzeitig verspüre sie eine "große Erleichterung", weil sie in den letzten beiden Jahren ein Minus geschrieben habe.

Nur noch Nachtgeschäft

Als Grund für die Schließung gab Lehner mangelnden Zulauf an Kunden an. Begonnen hätten die Probleme, als das Finanzamt 2005 in den Bahnhof umgezogen ist. Durch die fehlende Beamtenkundschaft musste Lehner dann vor acht Jahren das Tagesgeschäft aufgeben. In den Abend- und Nachtstunden kam dann die zusätzliche Konkurrenz durch Kebab- und Pizzastände hinzu. Ein Vorteil sei immerhin gewesen, dass der "Hans" - anders als die Konkurrenz - bis 6 Uhr Früh geöffnet haben durfte. Aber mittlerweile gebe es auch geänderte Ausgehgewohnheiten. Viele junge Frauen hätten Angst, in der Nacht unterwegs zu sein, meint Lehner.

Die gestiegenen Fixkosten seien letztlich erdrückend gewesen. Auch durch neue Auflagen. Die Registrierkassa habe 2.300 Euro gekostet, dazu kämen jährliche Software-Updates. So viele Würstel hätte sie gar nicht verkaufen können, um das auszugleichen, sagt Lehner.

So sah es in den vergangenen Jahren leider nicht immer aus:

Anlaufstation für Nachtschwärmer

Der "Warme Hans" wirkte Jahrzehnte lang wie ein warmes Nest unter den Arkaden des Brückenkopfgebäudes West. Für viele Nachtschwärmer war der Stand an der Nibelungenbrücke die letzte Anlaufstation vor dem Nachhauseweg, oder eine Gelegenheit zum Auftanken für zwischendurch. Für die Linzer Szene war der Würstelstand eine Institution. So gehörte etwa der Star-Karikaturist Gerhard Haderer zu den Stammgästen, wenn er sich in Linz aufhielt.

Überregional bekannt wurde der "Warme Hans" unter anderem durch einen Auftritt in Elizabeth T. Spiras "Alltagsgeschichten". Auch renommierte Gourmetkritiker wie Christoph Wagner (†) verbreiteten den Ruf des Imbisslokals durch Empfehlungen. In den Top 5 der besten Würstelstände außerhalb Wiens des KURIER-Gastrokritikers Florian Holzer nahm der "Warme Hans" den Spitzenplatz ein.

Übernahme des Standortes nicht möglich

Vom Umbau der beiden Brückenkopfgebäude durch die Kunst-Uni erhoffte sich Lehner zwischenzeitlich neue Kundschaft durch Bauarbeiter. Die Baustelle erwies sich aber durch ungünstige Absperrungen für sie letztlich als Minusgeschäft. Auch hätte der Würstelstand im neuen architektonischen Gesamtkonzept keine Rolle gespielt, sei sogar unerwünscht gewesen.

Ein Weitergabe des Standorts an einen neuen Betreiber wäre nicht möglich gewesen, sagt Lehner. Der Vermieter, die Bundesimmobiliengesellschaft ( BIG), habe sich dagegen gesperrt.

Bei der BIG bestätigt man, dass in der Neugestaltung des Areals ein Würstelstand nicht mehr vorgesehen war. Da Lehner aber einen aufrechten Vertrag besaß, hätte es im Grunde keine Änderung gegeben. Da die Betreiberin des "Warmen Hans" aber nun gekündigt habe, sehe man bei der BIG auch "keinen Markt mehr für einen Würstelstand" an diesem Standort. Es wäre zu erwarten, dass ein neuer Mieter wieder in finanzielle Probleme schlittern könnte.

Ein Mal im Jahr soll der "Hans" wiederauferstehen

Ganz verschwinden wird der "Warme Hans" nicht. Imbiss-Gastronom Manfred Zinöcker aus dem Mühlviertel sicherte sich den Stand so wie den Namen des Würstelstands. Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Plöcking (Bezirk Rohrbach) will er der oberösterreichischen Legende hin und wieder Leben einhauchen. So soll der "Warme Hans" bei einem Jubiläumsfest der Florianijünger im nächsten Jahr seinen Auftritt haben.

"Die Mühlviertler sind wenigstens richtige Fans", sagt Rita Lehner, "die nicht nur sudern, sondern auch sagen: 'Tun wir was!'" Sie sei bereits zu den künftigen Feuerwehrfesten eingeladen worden, die langjährige Würstelstandbesitzerin müsse einfach die nächsten zwanzig Jahre zu dem Fest kommen, hätten die Feuerwehrleute zu ihr gesagt.

Demnächst soll der Stand von Feuerwehrleuten abgetragen werden. Natürlich wird er nicht "warm abgetragen", der "Hans" soll mit einem Anhänger abtransportiert werden.

Das Geschäftsschild und die Imbissangebote sind auf Veranlassung Lehners bereits entfernt worden. Damit sich Souvenirjäger nicht ohne Erlaubnis ein Erinnerungsstück vom "Warmen Hans" sichern können.

Ein Stück Erinnerung wird es dafür bei den Feuerwehrfesten in Plöcking geben.

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