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Über Regionaluni hinauswachsen

Die Linzer Universität wünscht sich Institute im Bereich Maschinenbau (im Bild: TU Graz), um im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich noch breiter aufgestellt zu sein
Die Universität sollte internationaler werden, sagt TNF-Dekan Franz Winkler.

Der Ruf nach einem Ausbau der technisch-wirtschaftlichen Fakultät (TNF) erschallt von allen Seiten. Die Industriellenvereinigung hätte gern eine Technische Universität Linz, Landeshauptmann Josef Pühringer spricht vom Technikum Linz, Karl Aiginger, Chef des Wirtschaftsforchungsinstituts WIFO, fordert ebenfalls den Ausbau der Technik.

Die TNF selbst hegt auch Ausbaupläne. "Uns fehlt der Maschinenbau", sagt Franz Winkler (59), Dekan der TNF und Professor am Institut für Symbolisches Rechnen (RISC) im Gespräch mit dem KURIER. "Hier hätten wir gern Professuren. Eine klassische technische Universität muss Maschinenbau einfach haben. Er würde unser Angebot komplettieren, wobei wir mit der Technischen Universität Wien nie konkurrieren können, weil wir nur eine Fakultät und keine Uni sind." Der Maschinenbau sei die Voraussetzung dafür, dass sich die TNF dann tatsächlich Technikum Linz bezeichnen könnte. "Man kann nicht von Technik sprechen, wenn man keinen Maschinenbau hat. Die Universität denkt sehr stark in diese Richtung." Aber man stoße derzeit an Finanzierungsgrenzen.

Medizin-Mechatronik

Weiters würde Winkler gerne Master-Studiengänge in Medizin-Mechatronik anbieten. "Wir haben hier gerade einen Professor berufen und hier wollen wir auch Studenten anziehen." Medizin-Mechatronik bedeute zum Beispiel zu verstehen, wie Zellen Flüssigkeiten transportierten. Es bedeute kleine Bauteile zu entwickeln, die wie Mini-Maschinen im Körper eingesetzt würden. "Jeder kennt Herzschrittmacher. Auf ähnliche Weise kann man viele Körperfunktionen unterstützen."

Winkler hätte auch gern ein Masterstudium im Leichtbau. "Die Institute dazu haben wir."

Aufgrund seiner Gespräche mit Vertretern der Wirtschaft und der Industrie hat Winkler das Gefühl, dass diese befürchten, dass aufgrund der Medizinfakultät die TNF links liegen gelassen werde. Er meint hingegen: "Die Industrie kann davon profitieren, wenn wir eine medizinische Forschung haben." Die Universität habe viele Einrichtungen, die gut mit der Medizin zusammenpassen würden. Zum Beispiel Biophysik oder Mikromechatronik für Implantationen. Oder bildgebende Verfahren, die von mathematischen Instituten entwickelt würden.

Winkler hätte gerne mehr Studenten an der TNF. Derzeit sind es rund 4200. Obwohl die Fakultät viel unternehme, um Studenten zu gewinnen. "Viele von den Gymnasiasten, die an den Projekten teilnehmen, sagen schließlich, sie werden Mathematik etc. studieren, aber in Wien. Das studentische Leben ist für viele in Wien und Graz attraktiver. Auch mein Sohn macht sein Doktorat in Biomathematik in Wien, obwohl ich ihm geraten habe, es hier in Linz zu machen." Wien gelte bei den Studenten als Weltstadt.

Um Studenten werben

Winkler: "Es ist Phänomen, dass Leute, die hier gut sind, auch einmal woanders hin wollen. Das ist zu unterstützen. Aber die Universität geht nicht woanders hin und wirbt dort Leute für Linz ab. Wir müssten die noble Zurückhaltung, die wir üben, aufgeben und auch in Graz und Innsbruck sagen, wie toll es ist, in Linz Technik zu studieren. Wir müssen im Verkauf nach außen mehr tun. Wir haben nämlich große Stärken, die wir anbieten können." Die Linzer technisch-naturwissenchaftliche Fakultät liege im internationalen Bereich sehr gut. "Unsere Professoren werden sehr gut gerankt. Im Ranking Times Higher Education, wo rund 17.000 Universitäten weltweit bewertet werden, kommt Linz auf Plätzen zwischen 400 und 500. Das ist nicht schlecht für so eine junge Universität, die in zwei Jahren 50 Jahre alt wird. Das ist unter den Top fünf Prozent."

Linz gut bewertet

Eine taiwanesische Universität bewerte nur Fachgebiete, keine Universitäten. "Drei unserer TNF-Fachgebiete wurden um die Plätze 180 bis 200 gerankt. Das müssen wir hervorkehren. Das ist nicht schlecht,zumal wir noch immer eine junge Regionaluniversität sind." Die Universität müsse aber aber über ihre regionale Bedeutung hinauswachsen und sich noch stärker dem internationalen Wettbewerb stellen."

Bruno Buchberger, international anerkannter Mathematiker und Gründer des Softwareparks Hagenberg, ist mit der Entwicklung der Kepler-Universität unzufrieden. „Sie könnte die internationale Universität Österreichs sein. Das hat sie verschlafen. Wir hatten 25 Jahre lang eine gute Entwicklung, aber jetzt bleibt sie stehen.“ Linz sei vor allem eine Landes-Uni. Der Anteil von ausländischen Studenten in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik betrage zehn Prozent, er sollte aber 80 Prozent ausmachen. Der Universitätscampus sei ebenso langweilig wie die der Fachhochschulen „Wo ist die Szene, wo ein Student, der eine Firma gründen will, mit Investoren zusammenkommt?

Franz Winkler, Dekan der technisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, pflichtet Buchberger in der Forderung nach mehr Internationalität bei. „Viele von Buchbergers Überlegungen sind berechtigt, aber er ist ein Mensch, der stets mehr als 100 Prozent fordert.“ Linz liege beim internationalen Studentenaustausch an fünfter Stelle von österreichweit 25 Universitäten. Das Informatik-Studium werde jetzt auch komplett in Englisch angeboten. Am RISC-Institut gebe es seit vielen Jahren ein internationales Doktoratsstudium. Zwei Drittel der Dissertanten kämen hier aus dem Ausland.

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