Trennung von Mutter: Mann überlegt Klage

Ein 64-Jähriger will das Land Oberösterreich klagen, weil er irrtümlich als Vollwaise geführt worden war.

Jenö Molnars Kindheit war die Hölle. Ab Juni 1947 wurde das vermeintliche Waisenkind in verschiedenen Kinder- und Erziehungsheimen untergebracht. Dort soll er kontinuierlich misshandelt, missbraucht und psychisch terrorisiert worden sein.

In Alter von zehn Monaten wurde er von seinen Eltern getrennt. US-Militärpolizisten holten den kleinen Jenö, während seine Mutter von Besatzungsoffizieren tagelang einvernommen wurde. Er landete in einem Säuglingsheim in Wels. Als die junge Lehrerin wieder nach Hause durfte, wusste von den Nachbarn niemand, wo ihr Kind war.

Rückblickend betrachtet, sieht der 64-Jährige vor allem ein massives Versagen beim Land OÖ. Die Behörden sollen ihn jahrelang in dem Glauben gelassen haben, er sei Vollwaise, obwohl zu dem Zeitpunkt beide Eltern noch gelebt hatten. Der heute in Trier wohnende Unternehmer konnte erst in den vergangenen Wochen Akten einsehen, die das bestätigen sollen. "Die sind mitschuld an der ganzen Scheiße, die abgelaufen ist", sagt Molnar im KURIER-Gespräch.

Immer, wenn er etwa die Erzieher in den Heimen über seine familiäre Herkunft ausfragen wollte, sei er verprügelt worden. "Die haben mich blutig gedroschen."

Molnar bereitet mit seinem Anwalt eine Klage vor, die er nächste Woche einreichen möchte. "Es ist für mich erschütternd, wenn ich daran denke, um wie viel anders meine Kindheit abgelaufen wäre, wenn die Behörden damals korrekt gehandelt hätten." Seine Mutter Elisabeth - eine aus Ungarn geflüchtete Volksdeutsche - lernte er erst im Jahr 1986 kennen. Zu dem Zeitpunkt lebte sie in Aigen bei Salzburg. "Es hat sie fast umgebracht, mich zu sehen." Den Vater Cleveland Owen - einen US-Besatzungssoldat - konnte er erst nach dessen Tod 1992 ausfindig machen.

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