Steyr baut neuen Drei-Zylinder
BMW bringt einen neuen Drei-Zylinder-Motor auf den Markt. Er soll in Steyr produziert werden. Die Serienproduktion soll Anfang 2013 starten. Es wird nun an der Errichtung einer neuen Produktionslinie gearbeitet. "Wir stehen hier in einem konzerninternen Wettbewerb mit München und Hams Hall in England", sagt Geschäftsführer Gerhard Wölfel im Gespräch mit dem KURIER.
Es sei noch offen, ob Steyr nur den Diesel oder alle Drei-Zylinder-Motoren produzieren werde. Mit dem Drei-Zylinder reagiert BMW auf den Trend zu kleineren Volumen mit höherer Aufladung. In welchen Modellen diese Neuentwicklung eingesetzt wird, ist noch offen. Es kommen der Einser- und der Dreier-BMW oder auch neue Modelle infrage.
"Wir setzen auf Nachhaltigkeit", sagt Wölfel, der aus dem bayerischen Straubing stammt. Dies bedeutet konkret, dass die neue Produktionsstraße für den Drei-Zylinder für die älter werdende Belegschaft angepasst wird.
Die neuen Arbeitsplätze werden in Zusammenarbeit mit Ärzten und Physiotherapeuten und unter Einbeziehung der Mitarbeiter so gestaltet, dass das Arbeiten möglichst einfach und leicht von der Hand geht. Dazu gehören Hebehilfen, ein optimales Rotationsprinzip, die richtige Reihenfolge, gelenkschonende Fußböden und Ausgleichsübungen für den Körper. Um das Optimum an Arbeitsplatzgestaltung herauszuholen, werden Probeanlagen aufgebaut und durchprobiert.
Top-Jahr
Steyr hat sich konzernintern jedenfalls bewährt. 2010 wurde das Motorenwerk zum besten Produktionsbetrieb Österreichs gewählt und mit dem "Fabrik2010"-Award ausgezeichnet. Bereits am 14. Oktober lief der einmillionste Motor vom Band. "2011 ist für uns das absolute Top-Jahr", so Wölfel.
Der millionste Motor war ein BMW-Sechs-Zylinder-Dieselmotor mit TwinPower Turbo. Er kam in einem BMW X5 zum Einsatz und stemmt 306 PS bei 7,5 Liter auf 100 Kilometer. Pro Arbeitstag werden 5000 Motoren hergestellt, rund 60 Lkw verlassen das Werk in Richtung deutsche Fahrzeugwerke. Die Motoren für die USA werden über den Ennshafen an der Donau und über Bremerhaven verschifft.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 habe gezeigt, dass es Flexibilität brauche. "Weil wir selbst noch nicht wissen, wie viele und welche Fahrzeuge die Kunden ordern werden. Wir können es uns nicht leisten, dass der Kunde auf das Auto warten muss." Die Flexibilität nehme einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Dabei gelte der Anspruch von
BMW, dass der Kunde Freude am Fahren haben müsse. Dabei sei es zweitrangig, wie viele Zylinder im Motor verwendet würden.
Fachleute
Für die Produktion des Drei-Zylinders werden in Steyr rund 100 Millionen Euro investiert. Die Beschäftigtenanzahl wurde um 200 auf 2500 aufgestockt, produziert wird im Drei-Schicht-Betrieb.
2012 soll die Anzahl der Auszubildenden auf 100 erhöht werden. Für Top-Hochschulabgänger wird es Trainee-Programme geben. Wölfel ist froh, dass er in Steyr über genügend Facharbeiter verfügt. "Aber man merkt, dass die Jahre der Babyboomer vorbei sind. Es wird schwieriger, gute Techniker und Ingenieure zu finden. Frauen sind in den Naturwissenschaften unterrepräsentiert. Man hat den Damen den Beruf noch nicht so schmackhaft gemacht, dass es in den Hörsälen Parität gibt." Generell gebe es zwar genügend Bewerbungen, "aber wir wollen auch Qualität dahinter".
Kapieren statt Kopieren
Wölfel rechnet nicht mit einer Rezession, sondern mit moderatem Wachstum im nächsten Jahr. Vor allem in China gebe es zweistellige Zuwächse. Die Konkurrenz aus Asien unterschätzt er nicht, er relativiert sie aber. "Sie haben schon lange unsere Technologie, aber ihnen fehlt das Wissen, die einzelnen Prozesse zu verknüpfen. Man muss das Wissen auch kapieren, nicht nur kopieren."
Für Kopieren reiche Mittelmaß, für das Kapieren brauche es Kreativität. Es sei daher die Aufgabe Europas, Technologieführer zu sein, um den Vorsprung zu halten. Deshalb sei technologisches Wissen so wichtig. Falls dies nicht gelinge, werde es zu Nachteilen im Wettbewerb kommen. Den Vorsprung zu halten gelinge nur in der Zusammenarbeit von Politik, Hochschulen und Wirtschaft.
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