St. Florian: Kraftplatz seit 8000 Jahren

St. Florian
Der heilige Florian aus Lorch soll an der Stelle des heutigen Stiftes begraben sein.

Vieles gibt es in St. Florian zu entdecken. Bereits seit der Jungsteinzeit besiedelt, wurde es nach dem Kanzleichef des römischen Statthalters in Lauriacum benannt (Florian, von lateinisch "der Blühende"). Dieser soll nach seinem Märtyrertod an der Stelle des heutigen gleichnamigen Stifts begraben worden sein. Zum Kennenlernen der Besonderheiten des Ortes empfiehlt die Leiterin des Tourismusbüros Bernadette Kerschbaummayr eine spezielle Wanderroute. So verlassen wir das Augustiner Chorherrenstift und folgen der talwärts führenden Speiserbergstraße bis zur Brücke des Ipfbaches.

Weiter den Bach entlang erreicht man eine Fußgängerbrücke, die zur Kapelle der seligen Wilbirg führt. Diese "Powerfrau" aus dem 13. Jahrhundert stammte von einem örtlichen Bauernhof und pilgerte schon als Jugendliche nach Santiago de Compostela. Vierzig Jahre lebte sie dann als Mystikerin in einer Zelle des Stiftes. Nach ihrem Tod soll ihre Seele – nach der Schilderung einer Chronik – in Gestalt einer feurigen Kugel in den Himmel geflogen sein. Wir fliegen nicht, sondern gehen zu Fuß dem idyllischen Bachlauf entlang bis zum Ende einer Kleingartenanlage. Dort wendet sich der Weg Richtung Norden und führt nach 500 Metern zur barocken Kirche St. Johann.

Direkt davor lädt die Florian-Quelle ein, das wundertätige Wasser zu kosten. Hier soll sich das Ochsengespann gelabt haben, das den Leichnam des Hl. Florian vom Ennsfluss an den Ort brachte, an dem heute das Stift steht. Da beginnt auch der erst wenige Jahre alte "Florian Meditations Weg". Der Florianer Chorherr Ferdinand Reisinger hat ihn konzipiert und erzählt: "Mit dem Text der Passio Floriani, der ältesten überlieferten Leidensgeschichte des Hl. Florian aus dem 8. Jh. in der Hand, kann man meditierend den markierten Weg hinauf zur Stiftskirche gehen." So lassen wir uns von den Wegweisern leiten. Bei jeder der vier Stationen wird auf einer künstlerisch gestalteten Metalltafel ein Satz aus der "Passio" zitiert und verdeutlicht. Sie laden zum Verweilen und Innehalten ein. Der Geist wird klarer und man versteht, dass Menschen schon seit 8000 Jahren von der Kraft dieses Ortes angezogen wurden. Die herrlichen Blicke auf das ferne Gebirgspanorama mit dem Stift im Vordergrund erfreuen das Gemüt. Es tauchen aber auch Gedanken auf, dass Menschen noch heute wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt werden. So endet der einstündige Rundweg mit einem Besuch in der prachtvollen Basilika. Im Stiftskeller schmeckt der gebackene Karpfen aus den stiftseigenen Teichen.

Autor Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessante Plätze der Natur und Kultur

Kommentare