SPÖ heult mit Grauen Wölfen

Die Symbole der rechtsextremen Grauen Wölfe sind drei Halbmonde und der „Wolfsgruß“ – mit allen fünf Fingern einer Hand wird die Silhouette eines Wolfkopfes nachgestellt.
Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft kritisieren Nähe zu Linzer Verein "Avrasya".

Das Foto, das am 7. Februar beim "Tag der Flagge" des türkisch-nationalen Vereins "Avrasya" in Linz aufgenommen wurde, lässt wenig Raum für Interpretationen: Während ein Avrasya-Funktionär die Hand zum faschistischen "Wolfsgruß" (Gruß der Grauen Wölfe, siehe Zusatztext) hebt, applaudiert ihm dazu SPÖ-Gemeinderat Franz Leidenmühler. Er und SPÖ-Integrationsstadtrat Stefan Giegler feierten das ultranationalistische Spektakel in der ersten Reihe sitzend mit.

"Der Verein Avrasya Linz zählt zur politischen Strömung der rechtsextremen Nationalistischen Bewegungspartei MHP, die besser unter dem Namen ihrer militanten Jugendorganisation Graue Wölfe bekannt ist", warnt der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger von der Universität Wien.Bereits im Oktober 2014 waren auf einer Facebook-Seite der Avrasya Fotos ausgestellt, die SPÖ-Stadtchef Klaus Luger und Stefan Giegler zeigten, wie sie dem Verein am Tag der offenen Tür offiziell ihre Aufwartung machten. In antifaschistischen Kreisen löste das damals heftige Proteste aus. Verärgert war man auch darüber, dass ein Block der Avrasya alljährlich beim 1.-Mai-Aufmarsch der Linzer Sozialdemokratie teilnimmt und zum Teil sogar von der Tribüne herab begrüßt wird.

Jelinek und Wallraff

Der zum "Wolfsgruß" klatschende Leidenmühler dürfte das Fass nun zum Überlaufen gebracht haben. 70 Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft forderten am Mittwoch in einem vom OÖ. Netzwerk gegen Rechtsextremismus initiierten offenen Brief von Stadtchef Luger eine klare Abgrenzung zu den rechtsextremen "Grauen Wölfen" (der KURIER berichtete).

Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Burgtheater-Doyenne Elisabeth Orth, Aufdecker Günter Wallraff, die Schauspieler Harald Krassnitzer und Erwin Steinhauer, die Schriftsteller Robert Menasse und Franzobel, Politikwissenschafter Anton Pelinka, IKG-Präsident Oskar Deutsch oder der Karikaturist Gerhard Haderer zeigen sich bestürzt über das Naheverhältnis der Linzer SPÖ-Spitze zum Verein Avrasya. Dieser soll sich einen demokratischen und integrationsfördernden Anschein geben, hetze aber gegen Juden, Kurden, Armenier und Linke. Beispielsweise soll die Avrasya-Jugend eine antisemitische Karikatur verbreitet haben, in der ein Hund mit Davidstern vor einem türkischen Wolf zitternd am Boden liegt. Das Antifa-Netzwerk vermutet aber auch Sympathien für die Terrormiliz "Islamischer Staat". Ein Linzer Avrasya-Aktivist soll auf Facebook jedem kurdischen Widerstandskämpfer in Kobane gewünscht haben, dass er "qualvoll verreckt".

"Avrasyia ist keine Organisation der Grauen Wölfe", widerspricht Stadtchef Luger den Vorwürfen. Ideologisch habe er mit dem Verein auch nichts am Hut, in Integrationsfragen gebe es aber eine Gesprächsbasis: "So lange Organisationen nicht verboten sind, verweigere ich als Bürgermeister keinen Dialog."

Graue Wölfe ist die Bezeichnung für Mitglieder der rechtsextremen türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP). Türkischen Behörden zufolge sollen die Grauen Wölfe allein zwischen 1974 und 1980 694 Morde durchgeführt haben. Feindbilder sind Kurden, Juden, Armenier, Griechen, Freimaurer und Kommunisten. Ihr Ziel ist eine Nation aller Turkvölker, die vom Balkan bis Zentralasien reicht.

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