Spektakel im Schatten der Kreuzfahrttouristik

Eine Nacht in Venedig
Eine Nacht in Venedig bringt den Karneval für einen Abend ins Linzer Musiktheater.

"Nun nehmet eine Maske und setzet sie euch auf", sagt der Wiener Schauspieler und Synchronsprecher Peter Matić im Prolog von Eine Nacht in Venedig. Die Operette in drei Akten hat am Samstag, 2. Dezember, um 19.30 Uhr Premiere im Linzer Musiktheater.

Für Regisseur Karl Absenger ist es wichtig, das Stück von Johann Strauss aus dem Jahr 1883 in die heutige Zeit zu übersetzen. "Man sucht sich ein Thema, das aktuell ist und versucht, das Stück dadurch nicht zu zertrümmern." Bekannt ist der gebürtige Grazer und in Berlin Lebende nicht zuletzt durch die Seefestspiele in Mörbisch, wo er von Harald Serafin engagiert wurde. Absenger hat es das Thema Schutz von Kulturerbe und Umwelt angetan. Wenn man die großen Kreuzfahrtschiffe sieht, die nach Venedig fahren, könne man nur den Kopf schütteln. "Für mich ist das unverantwortlich." Im Stück unterhalten sich Senatoren über Vor- und Nachteile des Kreuzfahrttourismus. Es gehe darum, abzuwägen, was gut für die Zukunft und für die Umwelt sei. "Aber natürlich geht es immer auch um Geld."

Ein Abend ohne Sorgen

Absenger macht aus einer vermeintlich verstaubten Operette ein politik- und gesellschaftskritisches Stück. Jedoch werde die Kritik immer indirekt angebracht.

Er wolle die Leute unterhalten und zum Nachdenken anregen. Das Publikum solle sich darauf einstellen, einen vergnüglichen Abend zu erleben. Die Menschen sollen laut Absenger versuchen, ihre Sorgen an der Garderobe abzugeben und offen zu sein für das, was auf sie zu kommt. "Wenn ich fünf Leute erreiche, hat es etwas bewirkt."

Eine Nacht in Venedig erzählt von wenigen Stunden in der "fünften Jahreszeit", dem Karneval. Die ganze Stadt ist im Ausnahmezustand. Das nützt Herzog Guido von Urbino aus, um sich der Frau des Senators Bartolomeo Delaqua zu nähern.

In Linz wird aus dem Herzog ein Schiffskapitän und Caramello wird vom Leibbarbier zum ersten Offizier.

Die weiblichen Protagonistinnen haben ihre eigenen Vorstellungen von einer gelungenen Karnevalsnacht und versuchen, im verwirrenden Spiel der Maskerade die Überlegeneren zu sein. Letztlich sind sich die Männer einig, den Kürzeren gezogen zu haben.

"Die Musik ist unsterblich. Der Text und das Thema verändern sich mit der Zeit", sagt Absenger. Die Operette wurde vor 132 Jahren uraufgeführt. Dementsprechend alt ist der Text. Er und der Liedermacher, Autor, Musiker, Darsteller und Kabarettist Joesi Prokopetz haben den Text gemeinsam in einem aufwendigen Prozess in die heutige Zeit übersetzt.

Kommentare