"Respekt statt Wertung"

Managerin des Jahres Traude Wagner-Rathgeb
Die Marketingleiterin von Rubble Master ist Managerin des Jahres.

"Ich mache, ich tue, ich handle. Ich entscheide gerne. Herumeiern bringt nichts. Ich scheue die Arbeit nicht." So lautet die Antwort von Traude Wagner-Rathgeb auf die Frage nach ihren Stärken. Die 47-Jährige verfügt über eine gesunde Selbsteinschätzung. Arbeiten hat sie am Bauernhof ihrer Eltern in Klendorf (Gemeinde Engerwitzdorf) gelernt. Sie hat eine ältere Schwester und zwei jüngere Brüder, sie ist verheiratet und Mutter zweier Töchter, 12 und 14 Jahre jung. Ihr Mann ist Generalstabsoffizier und leitet die Luftstreitkräfte im Verteidigungsministerium. Die Marketingmanagerin und interne Sales-Managerin bei Rubble Master ist nun zur Managerin des Jahres gewählt worden. Diese Kür wird alle zwei Jahre mit Unterstützung der VKB-Bank durchgeführt.

Wird Sie in Ihrer Arbeit vom jeweiligen Gegenüber als gleichwertig behandelt? "Prinzipiell ja. Ganz selten nicht. Wenn es nicht das Fall ist, ist es meist vor kulturellen Hintergründen zu sehen." Kürzlich habe es Gespräche mit Managern aus einem islamischen Land gegeben. "Sobald die Tür zu war, haben sie ganz normal mit mir gesprochen. Wenn aber die Tür aufgeht, ist das anders."

Generell hätten sich aber die Verhältnisse für die Frauen verbessert. Es sei dies auch eine Frage des Selbstbewusstseins der Frau. Es gehe darum, Respekt zu zeigen und respektiert zu werden, aber nicht zu werten. Vor allem im interkulturellen Austausch. Denn: "Wertung hängt immer davon ab, wie man sozialisiert worden ist."

An Selbstbewusstsein mangelt es ihr nicht. "Ich weiß schon, dass ich viel kann, wusste aber nicht, dass das die anderen auch wissen", antwortet sie auf die Frage, warum sie Managerin des Jahres geworden ist. Einmal jährlich hält sie einen Vortrag an der Fachhochschule in Steyr, weiters ist sie seit Dezember 2013 ehrenamtliche Präsidentin des Frauennetzwerks EWMD.

Sind Frauen heute bereits gleichberechtigt? "Ich glaube nicht." In der Schulausbildung, an der Universität und beim ersten Job würden Frauen bereits gleich behandelt. Beim zweiten Job nicht mehr. "Die Unternehmen fürchten, dass Frauen aufgrund von Schwangerschaft ausfallen könnten und investieren deshalb nicht mehr in sie."

Die Männer würden – anders als Frauen – viel seltener gefragt, wie sie Beruf und Familie vereinbaren, wenn sie Väter werden. "Das ist der Knackpunkt. Die Frauen überlegen sich das sehr wohl. Ich sehe es nicht als Schwäche, wenn sich Männer um die Kinder kümmern, sondern als Stärke."

Was ist Ihre Botschaft als Vorzeigemanagerin? "Ich weiß, dass ich einen hohen Energie-Level habe, aber ich bin keine Superwoman, die alles checkt und macht. Ohne Unterstützung schafft man es nicht. Ich kenne auch keinen Mann, der eine berufliche Karriere gemacht hat und Alleinerzieher war." Ohne das Netzwerk aus Mann, Freundinnen, Eltern und Schwiegereltern schaffe man es nicht, berufstätig zu sein und die Kinder entsprechend zu versorgen.

Eines ihrer Ziele sei es, beruflich wieder mehr zu reisen. Nach der Lehre zur Bürokauffrau ging sie mit 19 Jahren für eineinhalb Jahre nach New York. Es folgten drei Monate in Finnland und acht Jahre in Wien, bevor sie nach Oberösterreich zurückkehrte. Weiters hat sie sich vorgenommen, wieder mehr auf die Signale des Körpers zu hören. Auslöser dafür war ein Knöchelbruch beim Schlittenfahren am Hausberg in Linz-Pichling. "Ich will es annehmen, wenn einmal etwas nicht geht. Ich habe das längere Zeit ignoriert und mir gedacht, ich schaffe das schon."

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