Rechtsextremer arbeitete unter Pseudonym

Rechtsextremer arbeitete unter Pseudonym
In Oberösterreich war ein bekannter Neonazi als Journalist für eine Illustrierte tätig. Jetzt wurde der 41-Jährige enttarnt.

Der Mann, der seit Anfang August beim alle zwei Monate erscheinenden Stadtmagazin Wels im Bild eine leitende Funktion innehatte, war für den Verfassungsschutz kein Unbekannter. Andreas Reichl, nannte sich der Journalist, tatsächlich versteckte sich hinter dem Namen der heute 40-jährige Andreas Thierry, ein in der Szene bekannter Rechtsextremist.

"Thierry wurde als Lektor eingestellt, nicht als Redakteur", beschwichtigt Helmut Moser, Chef der Moser Medien Group Austria, die neben der Illustrierten etwa das Allradmagazin 4WD und das Heeresmagazin Einsatz herausgibt. "Er hat beim Eintritt eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, in Österreich nicht mehr politisch tätig zu werden."

Allerdings soll auch der Herausgeber laut Beobachtern der rechten Szene kein Unbekannter sein. "Er kam bereits im Jahr 2005 wegen rechtsextremer und rassistischer Blattinhalte unter Druck", schreibt etwa Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich.

"Zweite Chance"

Laut Tageszeitung Der Standard beschäftigt Moser auch zwei Männer aus dem Umfeld der rechtsextremen Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP).

Der Welser Medienmacher versteht die Kritik indes nicht. "Ich habe seit Jahren eine gute Kooperation mit der Justiz. Bei mir erhalten etwa vorzeitig Entlassene eine Beschäftigung. Jeder verdient eine zweite Chance." Offenbar auch der jüngst aus Deutschland heimgekehrte Thierry, der für seine Tätigkeit in Wels den Nachnamen seines Vaters wählte. "Er wollte neu durchstarten."

Trotzdem löste Moser das Arbeitsverhältnis "mit sofortiger Wirkung" auf, als öffentlich ruchbar wurde, wer sich hinter dem Pseudonym Reichl versteckt.

Thierry habe für sein Medium nie einen Artikel geschrieben, betonte Moser zunächst, räumte aber später ein, dass der Rechtsextreme in seiner kurzen Zeit bei dem Blatt zumindest einmal einen EU-kritischen Kommentar verfasst habe - ohne einschlägige Konnotation.

Unauffällig

"Er hat nicht inhaltlich gearbeitet", bestätigt auch Wels im Bild -Chefredakteur Helmut Hoffmann, der wie sein Herausgeber sämtliche Nähe zu rechtsextremen Gedankengut bestreitet. "Thierry hat bei uns seine Gesinnung nie thematisiert oder diskutiert." Laut Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung liegt gegen den 40-Jährigen strafrechtlich auch nichts vor.

Thierry selbst war am Freitag zu keiner Stellungnahme bereit. Folgen wirtschaftlicher Natur könnte seine Beschäftigung aber für Herausgeber Moser haben: Der grüne Nationalratsabgeordnete Karl Öllinger forderte öffentliche Institutionen auf, in Zukunft Geschäfte mit den Medien des Welsers "zu überdenken

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