Protest: Gesichtsscanner in Apotheke abgedreht

Apotheker Jörg Mayrhofer nahm Gesichtsscanner aus Geschäftsraum
Gerät eruierte Geschlecht und Alter, um Medikament anzupreisen, Pilotversuch wurde wieder abgebrochen.

Zu groß war die Kritik der Kunden zweier Linzer Apotheken am Pilotversuch mit einem neuartigen Gesichtsscanner. Der Versuch des Pharmakonzernes Bayer, die Kunden per Scanner automatisch auf Geschlecht und Alter einzuschätzen, um ihnen dann ein Produkt anzupreisen, wurde Montagvormittag nach vier Einsatztagen abgebrochen.

"Die Reaktionen auf den Scanner waren vor allem auch im Internet negativ. Deshalb haben wir ihn abgeschaltet", schilderte Jörg Mayrhofer von der Linzer Schutzengel Apotheke vis-à-vis vom Landhaus. Er habe dem Versuch nur zugestimmt, weil garantiert wurde, dass keine Kundendaten gespeichert würden, erklärte er.

Konkret hat der Scanner mittels Gesichtserkennung das Geschlecht und das ungefähre Alter der Kundschaft abgeschätzt. "Handelte es sich um einen Mann, wurde am Bildschirm ein Aspirin beworben. Stand eine ältere Frau davor, tauchte ein Vitaminpräparat auf. Mehr war das nicht", sagte der Apotheker. Bei den gescannten Personen stellte sich aber nicht die gewünschte Neugierde über das angebotene Produkt, sondern Skepsis über diese Analyse ein. "Letztendlich sind die Leute in Gesundheitsfragen sehr sensibel. Ich respektiere das und habe in Abstimmung mit Bayer den Versuch abgebrochen", sagte Mayrhofer. Außerdem sehe er es kritisch, dass das Fachwissen des Apothekers auf "so ein Computerkastel reduziert wird".

Produktwerbung

Auch aus der Konzernzentrale von Bayer Austria wurde am Montag das Ende der beiden Pilotversuche für eine neue Form der Produktwerbung bestätigt. Die von Kunden aufgenommenen Bilder seien weder gespeichert noch weitergegeben worden, sagte Bayer-Sprecherin Daniela Winnicki zu Datenschutz-Bedenken, die vor allem im Internet kursierten. Am Apothekeneingang seien die Kunden auf die eingesetzte Technologie hingewiesen worden. "Wir wollten einen innovativen Weg gehen, haben aber gesehen, dass das Thema kontroversiell wahrgenommen wird", begründete Winnicki den Abbruch.

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