Pilgerort im Bilderrahmen

Das Marienbild ist das Zentrum des Wallfahrtsortes Maria Schmolln
Maria Schmolln. Zechen vertreiben am 5. Jänner den Winter – Literaturwanderung im Oktober.

"Dieses Schmolln hat Zukunft." Mit diesen Worten soll Bischof Rudigier vor 150 Jahren dem Bau einer eigenen Pfarrkirche zugestimmt haben. Bürgermeister Wilfried Gerner hält auch heute noch die spirituelle Atmosphäre des Ortszentrums für ein Charakteristikum von Maria Schmolln: "An der Stelle, an der ein Marienbild im frühen 18. Jahrhundert an einem Baum angebracht wurde, wurde später die Waldkapelle Maria Schmolln und schließlich eine Kirche mit einem Franziskanerkloster errichtet. Wer heute auf diesem Platz steht, spürt die Kraft dieses Ortes".

Um die besondere Lage des Ortes als Besucher kennenzulernen, bietet der Bilderrahmenweg die beste Gelegenheit. Begleitet von den "Eingeborenen" Erni und Reinhold Priewasser folgen wir vom Pilgerbrunnen bei der Wallfahrtskirche aus den Hinweistafeln "gemma Schmolln schau’n". Es geht über hügelige Felder, Wiesen und Wald. In der zweieinhalbstündigen Rundwanderung tun sich immer wieder einzigartige Blicke auf den wichtigsten Wallfahrtsort des Innviertels auf. Auch der Salzburger Untersberg grüßt aus der Ferne.

Aufgrund seiner erhöhten Lage an den nördlichen Ausläufern des Kobernaußerwaldes ist "die Schmolln" ein naher Blickfang. Die an besonderen Stellen platzierten "Landschaftsrahmen" bündeln den Blick des Betrachters und laden zur Rast und zum Innehalten ein. Die Gedanken werden ruhiger und vermeintlich dringliche Dinge verlieren ihre Wichtigkeit. Hunderte Jahre alte Bauernhöfe werden passiert. In der Ortschaft Winklpoint findet sich der "Winkelberner", ein ganz moderner Rinderbauer. Seine 70 Kühe werden von einem Roboter gemolken. Kaum zu glauben, die Kühe stellen sich in Schlange vor der vollautomatischen Melkanlage an und genießen es, mehrmals am Tag gemolken zu werden. Sollte ein Rind für die Fortpflanzung bereit sein, so sendet ein am Halsband befestigter Sender entsprechende Signale an den Computer in der Steuerungszentrale. Der Bauer weiß dann genau, was zu tun ist.

Wieder zurück beim Kirchenwirt gibt es nach der Stärkung mit echten Innviertler Grammelknödeln ein interessantes Gespräch mit Amtsleiter Josef Bachleitner. Er erläutert, dass sich der Name "Schmolln" von "schmaler Bergrücken" ableitet. Er kennt auch die vielen Bräuche wie die "Maschkerer": Seit 200 Jahren ziehen in der Rauhnacht am 5. Jänner die Mitglieder der "Zechen" durch den Ort und vertreiben den Winter. Anfang Oktober gibt es mit der Literaturwanderung eine jüngere, nicht minder anregende Veranstaltung. Nach dem Motto "mit allen Sinnen" begeben sich an die 100 Teilnehmer auf den Weg, genießen an mehreren idyllischen Orten in der Landschaft die Lesung eines österreichischen Schriftstellers. Zündende Musik ergänzt das Programm. Zwischendrin gibt es in einem Bauernhof eine kulinarische Pause – natürlich auch mit Lesung und Musik. Ein ganzheitlicher Kulturgenuss, organisiert von Kulturreferentin Helga Ortmair. Bischof Rudigier hatte Recht: Maria Schmolln hat eine lebendige Gegenwart.

Autor Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Pepimobil interessante Orte der Kultur und Natur in Oberösterreich.

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