Pensionist verlor Staatsbürgerschaft

Pensionist verlor Staatsbürgerschaft
Ein 65-jähriger in Wels geborener Mann ist jetzt staatenlos. Den Behörden soll 1965 ein Irrtum widerfahren sein.

Ich fühl’ mich tief in meiner Ehre gekränkt – was die Republik Österreich mit mir gemacht hat, ist eine Schande – ich bin sehr traurig“, sagt der 65-jährige Eugen Nerger aus Stadl-Paura. Nach dem Tod der Mutter im Jahr 2008 hat ihm die Bezirkshauptmannschaft Wels-Land plötzlich die Staatsbürgerschaft aberkannt und seinen Pass eingezogen. „Angeblich, weil ich sie nur irrtümlich bekommen habe.“

Nerger ist am 20. Dezember 1946 in Wels als Kind einer staatenlos gewordenen Rumänien-Deutschen und eines Deutsch-Moldawiers zur Welt gekommen.  Die Eltern trennten sich, als er drei Jahre alt war. Der Bub wuchs bei der Mutter in Stadl-Paura auf, der Vater zog nach Leoben in die Steiermark.

1956 wurde Nergers Vater in Österreich eingebürgert, seine Mutter suchte erst in den 1980er-Jahren erfolgreich um die deutsche Staatsbürgerschaft an. Der Sohn bekam 1965 den österreichischen Pass. „Ich war 18 Jahre alt und wollte nach Italien fahren – die Staatsbürgerschaftsurkunde hab’ ich über die steirische Landesregierung bekommen, der Pass ist von der BH Wels-Land ausgestellt worden.“

Im Laufe der Jahrzehnte erhielt Nerger vier Pässe. „Es hat dabei nie Probleme gegeben. Ich bin daher aus allen Wolken gefallen, als es geheißen hat, dass ich kein Österreicher mehr sein soll.“ Er wandte sich Hilfe suchend an die Volksanwaltschaft, doch die kann ihm nicht helfen: „Anders als in der Schweiz oder Deutschland gibt es bei uns für derartige Fälle nicht die Möglichkeit eines privilegierten Einbürgerungsverfahrens.“

Ausreiseverbot

Nerger müsste die Staatsbürgerschaft nun neu beantragen, doch das will er nicht. „Ich habe den Pass ja nicht erschlichen und meine Staatsbürgerpflichten immer brav erfüllt.“ Er sei beim Bundesheer gewesen, habe Steuern bezahlt  und sei regelmäßig wählen gegangen.  „Als Staatenloser sitze ich in Österreich fest – ich kann jetzt weder nach Tschechien zum Einkaufen fahren, noch meine Verwandten in Polen und Rumänien besuchen.“

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