Säureaustritt bei Agrana: Bedienfehler als Ursache

Feuerwehren und Rettung rückten zu einem Großeinsatz aus.
Der Vorfall ereignete sich im Werk in Aschach an der Donau. Rund 200 bis 300 Mitarbeiter sollen evakuiert worden sein. Am frühen Nachmittag beendete die Feuerwehr den Einsatz.

Nach Angaben des Unternehmens hat ein Bedienfehler beim Umpumpen von Chemikalien aus einem Eisenbahnwaggon den Chlorgasaustritt Mittwochfrüh am Werksgelände des Stärkeherstellers Agrana in Aschach an der Donau (Bezirk Eferding) verursacht. Laut Polizei kam es dadurch zu einer chemischen Reaktion, in Folge derer Chlorgas austrat.

Der Vorfall forderte 40 Verletzte, darunter bis zu neun Schwerverletzte. 200 bis 300 Personen wurden in Sicherheit gebracht. Um etwa 13 Uhr meldete die Aschacher Feuerwehr den Einsatz als beendet. Laut KURIER-Informationen sind auch die Arbeiter bereits wieder auf dem Weg zurück auf das Firmengelände.

Säureaustritt bei Agrana: Bedienfehler als Ursache
Landkarte Oberösterreich, Unfallort GRAFIK 1254-17, 88 x 55 mm

Laut einem Unternehmenssprecher lief die Produktion im Werk diese Woche nicht, da eine planmäßige Revision und Wartung anstand. Um 8.00 Uhr sei dann Chlorgas aus einem Tank ausgetreten. Dies sei beim Umfüllen in einen Tank passiert. Daraufhin lief für die Feuerwehren und die Rettungskräfte ein Großeinsatz an: Zwei Hubschrauber, 20 Rettungswagen und vier Notarztfahrzeuge transportierten Verletzte in Spitäler nach Linz und Wels, teilte das Rote Kreuz, das mit 60 Leuten im Einsatz stand, mit. Unterstützt wurden sie von acht praktischen Ärzten aus der Umgebung. Auch die Kriseninterventionsteams aus den umliegenden Bezirken und die Schnelleinsatzgruppe Wels standen im Einsatz.

40 klagten über Atembeschwerden

Alle zum Unglückszeitpunkt anwesenden 200 Beschäftigten seien evakuiert worden, so ein Agrana-Sprecher. Laut Rotem Kreuz wurden sogar 300 Personen in Sicherheit gebracht und im örtlichen Veranstaltungszentrum betreut. 40 klagten nach dem Chlorgasaustritt über Atemwegsbeschwerden, neun davon könnten laut Agrana schwerer verletzt sein. Sie wurden mit Hubschraubern, die anderen mit Rettungsautos in umliegende Krankenhäuser nach Linz und Wels gebracht.

Säureaustritt bei Agrana: Bedienfehler als Ursache
ABD0053_20171213 - ASCHACH AN DER DONAU - ÖSTERREICH: ZU APA0156 VOM 13.12.2017 - Feuerwehren und Rettung sind Mittwochvormittag zu einen Großeinsatz in Aschach an der Donau (Bezirk Eferding) ausgerückt. Im Werk des Stärkeherstellers Agrana ist offenbar bei einem Arbeitsunfall Säure ausgetreten. Im Bild: Einsatzkräfte am Mittwoch, 13. Dezember 2017 an der Unglücksstelle. - FOTO: APA/MATTHIAS LAUBER

Bei Agrana hoffte man, bald normal weiterarbeiten zu könne. Die Produktion soll so rasch wie möglich weitergeführt werden. "Die Feuerwehr führt laufend Messungen durch, wir sind auch mit allen Behörden in engem Kontakt", hieß es bei dem Unternehmen, "wir hoffen, dass die Evakuierung noch heute Nachmittag aufgehoben werden kann."

Wolfgang Schnaitl (ORF) in Aschach

Die Agrana definiert sich als ein international ausgerichtetes österreichisches Unternehmen, das landwirtschaftliche Rohstoffe zu industriellen Produkten verarbeitet. Nach eigenen Angaben auf seiner Homepage ist der Konzern mit rund 8.600 Mitarbeitern an 55 Produktionsstandorten weltweit tätig.

Die Agrana erwirtschaftete nach ihren Angaben zuletzt einen Konzernumsatz von 2,6 Milliarden Euro. Seit 1991 notiert das Unternehmen, das 1988 als Dachgesellschaft der heimischen Zucker-und Stärkeindustrie gegründet wurde, an der Wiener Börse. Seit 2002 befindet es sich im Marktsegment Prime Market und ist außerdem im Leitindex ATX gelistet.

Zucker, Stärke und Frucht

Die Agrana ist in drei Segmenten tätig: Zucker, Stärke und Frucht. Das nun von einem Säureaustritt betroffene Werk in Aschach an der Donau ist einer von drei Standorten der Agrana Stärke GmbH. In Aschach wird Maisstärke produziert. Die anderen beiden Standorte sind in Niederösterreich: In Gmünd wird Kartoffelstärke hergestellt, in Pischelsdorf bei Tulln befinden sich eine Weizenstärkefabrik und ein Bioethanolwerk. Dazu kommen zwei Standorte der Agrana Stärke GmbH in Ungarn und Rumänien.

Erst im Oktober hatte der Konzern in Aschach einen Werkszubau eröffnet. Dabei wurden 80 Millionen Euro investiert, seither sollten 540.000 Tonnen Mais pro Jahr verarbeitet werden, um ein Drittel mehr als zuvor. Nach Werksangaben wurden 25 neue Arbeitsplätze geschaffen. Demnach sind 280 Mitarbeiter in der bereits 1936 in Aschach gegründeten Fabrik überwiegend in vier Schichten tätig.

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