"Musik macht die Menschen schlauer"

Forscher Manfred Spitzer
Gehirnforscher Manfred Spitzer betont Wert der Musik in der Entwicklung der Kinder.

"Herr Landeshauptmann, ich kann Ihnen zu der Struktur, die Sie hier haben, nur gratulieren." Diese Worte des deutschen Gehirnforschers Manfred Spitzer waren Musik in den Ohren von Josef Pühringer. Der bekannte Wissenschafter war Dienstagabend auf Einladung des Landesmusikschulwerks und der Anton Bruckner Privatuniversität zu Gast im Saal des Kaufmännischen Vereinshauses, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Pühringer gab bei Spitzer eine wissenschaftliche Studie in Auftrag, die die Auswirkungen der 157 Landesmusikschulen auf die 57.000 Musikschüler untersuchen soll.

Konzentration

Die wichtigen Fächer in der kindlichen Frühbildung sind laut Science Magazine Musik, Sport Theaterspielen und mit den Händen etwas machen. Spitzer: "Wenn Kinder zeichnen, nimmt ihre Konzentrationsfähigkeit zu. Wenn die Kinder Tierfilme sehen, ändert sich nicht viel. Wenn es Kinderprogramm gibt, wird sie schlechter. Bewegung ist nicht nur gut für den Kreislauf, sondern auch für das Gehirn." Die älteste Flöte stamme aus Jugoslawien und sei rund 50.000 Jahre alt. Deswegen wisse man, dass die Menschen seit 50.000 Jahren Musik machen. "Musik muss für die Menschen einen großen Vorteil gehabt haben, sonst wäre sie nie entstanden." Musik gebe es deshalb, weil sie selbstmotivierend sei.

"Musik macht die Menschen schlauer." Das wisse man aus Untersuchungen. "Glenn-Schellenberg hat in eine Studie nachgewiesen, dass sich die Kinder in ihrer Intelligenz um einen Schultyp verbessern, wenn sie ein Instrument lernen oder wenn sie singen. Das ist der Unterschied zwischen Hauptschule und Gymnasium." Wenn die Kinder Theater spielten, habe es auch einen Effekt. Aber nicht auf den Intelligenzquotienten, sondern auf die soziale Fähigkeiten.

Durchhaltevermögen

Der Unterschied, der sich in der Kindheit manifestiere, multipliziere sich im Laufe des Lebens und werde immer größer. "Musik beschleunigt Bildungsprozesse." Aktivitäten wie Musik oder Theaterspielen seien auch wichtig für die Entwicklung der Selbstdisziplin und der Selbstkontrolle der Kinder. "Sie haben ein Ziel und lernen durchzuhalten. Studien, die über 40 und mehr Jahre durchgeführt wurden, zeigen, dass die Menschen mit stärkerer Willenskraft mehr verdienen, gesünder sind und länger leben." Er habe auch eine Studie über die Auswirkungen des Singens unternommen. Fazit: Singende Kinder sind im Vorschulalter viel stärker schulfähig als nicht singende. Auch körperliche Ertüchtigung sei wichtig.

Erfolg durch Bemühen

Wer Musik mache, lerne auch, dass er besser wird, wenn er sich bemüht. Spitzer: "Die Kinder lernen den Flow kennen. Sie sind nicht bei sich, sondern bei der Sache." Udo Lindenberg bezeichne das als "sein Ding machen".

Spitzer warnte vor den Auswirkungen von übermäßiger Nutzung von Smartphones auf die Kinder. Sie würden die Kinder dümmer machen. In Südkorea seien bereits 31 Prozent der unter 19-Jährigen Smartphone-süchtig. Die Regierung habe nun Gesetze erlassen, die den Einsatz von Smartphones deutlich begrenze.

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