Mord-Chef legt Dienstmarke zurück

Erich Allmer wird die Zusammenarbeit mit seinem Team vermissen
LKA-Chefinspektor Erich Allmer kehrt am 1. August nach 35 Jahren dem Polizeidienst den Rücken.

"Meine Zeit ist abgelaufen, jetzt müssen Jüngere ran", sagt Erich Allmer, Leiter der Mordgruppe im Landeskriminalamt OÖ, über seine bevorstehende Pensionierung am 1. August. Nach 35 Jahren im Polizeidienst gibt der beliebte Chefinspektor die Dienstmarke ab und tritt in den wohlverdienten Ruhestand. "Ein neuer Lebensabschnitt, auf den ich mich freue", betont der 61-Jährige, auch wenn er vor allem die Kollegen seines Teams sehr vermissen wird: "Lauter klasse Burschen, die alle immer an einem Strang gezogen haben."

Rein optisch entspricht der Mühlviertler nicht dem klassischen Bild eines Pensionisten. Er ist körperlich voll fit und würde – grob geschätzt – auch als Mittfünfziger durchgehen. Seine Hobbys Motorradfahren, Segeln und Handwerken sollen dafür sorgen, dass er physisch weiterhin gut in Schuss bleibt und ihm die kriminalistische Arbeit nicht allzu sehr abgeht.

"Ich hab’ meinen Beruf immer gern gemacht und vor allem die Einvernahmen waren mein Steckenpferd. Daher gibt es kaum Verdächtige, die ich nicht selbst befragt habe", sagt Allmer. Psychologie spiele eine wichtige Rolle. "Man muss den richtigen Draht zum Gegenüber finden und ihm das Gefühl vermitteln, dass er in mir einen fairen Ansprechpartner hat." Der Großteil der Einvernahmen endete auch mit Geständnissen. Allmer: "Wichtig ist, dass man den Leuten auf Augenhöhe begegnet."

200 Tote und rund 80 Mordversuche lautet seine Bilanz nach 26 Jahren bei der Mordgruppe. Davor war der gelernte Installateur als Brandermittler und zu Beginn der Karriere auch im Verkehrsdienst im Einsatz.

Der Beruf stand bei Allmer stets an oberster Stelle. "Mein Privatleben hat leider zurückstecken müssen, doch anders ging es nicht. Zum Glück hab’ ich eine Partnerin, die Verständnis aufbrachte."

Vor allem das ganze Jahr rund um die Uhr telefonisch erreichbar sein zu müssen – auch in der Nacht, am Wochenende und im Urlaub – sei eine große Belastung. "Es ist beispielsweise vorgekommen, dass ich mit dem Motorrad privat am Sölkpass (Steiermark) unterwegs war und sofort nach Linz zurückfahren musste, weil eine Wasserleiche gefunden worden ist."

Ein privater Schicksalsschlag hätte 1996 seiner Laufbahn als Kriminalist beinahe ein Ende bereitet. "Meine Frau ist gestorben und ich bin mit zwei kleinen Buben dagestanden." Dank eines verständnisvollen Chefs und mit Hilfe der Familie gelang es ihm aber, auch das zu bewältigen. Die Söhne sind heute 35 und 32 Jahre alt und erfolgreiche Akademiker: "Karriere bei der Polizei wollte aber keiner von ihnen machen."

Seit Allmer 2008 Leiter der Mordkommission wurde, konnte aus seiner Sicht lediglich ein Fall nicht geklärt werden: Der Doppelmord an Wolfgang Huber und Christian Janouschek, deren Leichen am 17. März 2008 in einer Wohnung in Linz-Urfahr gefunden wurden. "Wir haben Hunderte Leute dazu einvernommen, leider war der Täter nicht darunter." Das sei schmerzhaft. Doch fast noch mehr weh tat ihm, wenn ein eindeutig Mordverdächtiger dank gefinkelter Anwälte bei Gericht freigesprochen wurde. "Es hat Fälle gegeben, da hab’ ich dann Tage nicht schlafen können." Ob er auch Mitleid mit Tätern habe? "Ja – und je älter man wird, umso leichter fällt auch das."

Krimis oder CSI hat er sich in all den Jahren übrigens bewusst nie angeschaut: "Das geht nicht, das wäre zu viel."

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