Moderne Medizin als Netzwerk

Die Leitung des Salzkammergut-Klinikums vor der 168 Meter langen Klinikstraße des Krankenhauses Vöcklabruck: Tilman Königswieser, Gabriele Aster und Günther Dorfinger.
Bad Ischl, Gmunden und Vöcklabruck werden ein gemeinsames Haus.

Ein Ziel der Spitalsreform ist die Bildung von regionalen Schwerpunktkrankenhäusern. So werden die Spitäler von Bad Ischl, Gmunden und Vöcklabruck zum Klinikum Salzkammergut zusammengefasst. Mit 1058 Betten wird es das achtgrößte Krankenhaus Österreichs. Es sollen jährlich rund 60.000 stationäre und 500.000 ambulante Patienten versorgt werden. Damit wird die optimale Versorgung der 229.000 Bewohner umfassenden Bezirke Gmunden und Vöcklabruck angestrebt. 2600 Mitarbeiter sind beschäftigt.

Tilman Königstorfer, der ärztliche Leiter des Klinikums, sieht den Vorteil der neuen Organisation darin, dass die Patienten in der modernen Medizin nicht mehr von einem einzelnen Arzt, sondern multidisziplinär behandelt werden. Als Beispiel nennt er die Onkologie (Krebsbehandlung). Da seien nicht nur Mediziner dabei, sondern auch Psychologen, Apotheker, Pfleger etc. Die Betreuung sei ein Netzwerk.

Netzwerke mit Führung

In Vöcklabruck gebe es neben den Barmherzigen Schwestern in Linz die einzige Strahlentherapie Oberösterreichs. Dadurch sei die Leistungsabstimmung eine sehr gute. „Ein Netzwerk funktioniert unter einer Führung viel, viel besser, als wenn das einzelne Häuser tun.“

Es wird in allen drei Krankenhäusern eine Basisversorgung geben. Aber bei hochkomplexen onkologischen chirurgischen Eingriffen sei es sinnvoll, dass das nicht jeder Chirurg an jedem Standort mache, sondern bestimmte Spezialisten. Königswieser glaubt, dass der Patient der Profiteur dieser Schwerpunktsetzung sei.
Der Standort Bad Ischl bleibe im Leistungsspektrum unverändert. Lediglich in der HNO-Abteilung wird die Bettenanzahl leicht reduziert. In Gmunden und Vöcklabruck sind hausübergreifende Abteilungen vorgesehen. So in der Gynäkologie, in der Chirurgie und in der Unfallchirurgie. Vöcklabruck und Gmunden sind 17 km voneinander entfernt, das sind 20 Autominuten.

Durch die Spitalsreform werden insgesamt 88 Betten abgebaut. Allein 50 in Vöcklabruck. Die Geburtshilfe wird komplett von Gmunden nach Vöcklabruck verlagert. In der Gmundner Chirurgie werden ein paar Betten reduziert. Dagegen werden in der Orthopädie die Betten aufgestockt. Gmunden soll im Rahmen des Salzkammergut-Klinikums der Schwerpunkt für Hüftoperationen etc. bleiben.

Akademische Pfleger

Gabriele Aster ist die Pflegedirektorin für die drei Häuser. Sie ist damit Chefin von 1132 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Ausbildung wird an allen drei Standorten angeboten. Die Pflege geht in Richtung Akademisierung. Neu ist der Bachelor in Nursing. Die Ausbildung dauert sieben Semester. Es besteht hier eine Kooperation mit der Paracelsus-Universität in Salzburg.

In Zukunft sollen rund zehn Prozent des Pflegepersonals akademisch ausgebildet sein. Eine Krankenschwester verdient nach ihrem Diplom rund 2500 Euro brutto. Jene mit Bachelor-Abschluss erhalten aber auch nicht mehr. Vorläufig gibt es genügend einheimische Pflegerinnen und Pfleger, Migranten sind noch die Ausnahmen.
70 Turnusarztstellen sind auf die drei Häuser aufgeteilt. Von den gesamten 370 Ärzten sind zehn Stellen nicht besetzt. Königswieser glaubt, dass das Salzkammergut als Region attraktiv ist und so neben den Arbeitsbedingungen für Ärzte interessant bleibt.

Der Ärztemangel sei eine Tatsache. Oberösterreich brauche jährlich rund 180 neue Mediziner. An den österreichischen Fakultäten hätten aber im vergangenen Jahr weniger als 100 Oberösterreicher mit dem Medizinstudium begonnen. „Man bleibt in den meisten Fällen doch in der Region, wo man studiert. Das ist auch das Konzept der medizinischen Fakultät in Linz.“

Neubauten seien keine erforderlich, sagt Königswieser. „Die Infrastruktur der Spitäler in Oberösterreich ist sicher sehr, sehr gut und ein großer Trumpf für unsere Patientinnen und Patienten.“ Vöcklabruck sei ein sehr schönes, helles Haus und „Bad Ischl und Gmunden sind nicht weniger schön“.

Königswieser, der selbst Mitglied der zwölfköpfigen Spitalsreformkommission war, hält die Reform für einen richtigen Schritt. Die Zukunft der kleinen Spitäler sei abgesichert. Es sei auch richtig gewesen, die Spitäler in die Reform miteinzubeziehen.

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