"Ich coache meinen Mann"

Michaela Mader hat eine ähnliche Entwicklung gemacht wie Gabi Burgstaller in Salzburg. Beide stammen aus Bauersfamilien und haben sich der SPÖ zugewandt.
Die Frau des Linzer Bürgermeisters Klaus Luger redet bei der Politik ihres Manns mit.

Michaela Mader (38) ist die Frau des Linzer Bürgermeisters Klaus Luger (54) und Mutter einer sechsjährigen Tochter. Sie arbeitet in der Consultingsparte von IBM. Sie pendelt täglich um 7.15 Uhr Früh mit dem Railjet der ÖBB nach Wien. Zwischen 19 und 21 Uhr kehrt sie nach Linz zurück.

KURIER: Waren Sie selbst einmal politisch aktiv?Michaela Mader: Ich habe als Schulsprecherin in der Handelsakademie Wels begonnen. Den Linzer Vizebürgermeister Bernhard Baier habe ich damals in der Landesschülervertretung getroffen. Ich war bei der Aktion Kritischer Schüler. Dann war ich Geschäftsführerin der Sozialistischen Jugend in Linz. Damals war ich auch die erste Frau in dieser Funktion. Ich habe auch in der SPÖ Sektion Südbahnhof und Ebelsberg mitgearbeitet.

IBM ist ein amerikanischer multinationaler Konzern. Das Feindbild eines jeden Linken.

Es gibt eine sehr starke globale Ausrichtung. Es kommt sehr viel aus den USA, was Vorgaben und Ziele betrifft. Für mich gibt es keinen Widerspruch zu meiner früheren Tätigkeit in der Sozialistischen Jugend. Es gilt mein berufliches Engagement und meine politische Tätigkeit zu trennen.Für mich sind auch die Inhalte der Unternehmenspolitik ausschlaggebend. Ich würde nie etwas tun, was meinem politischen Verständnis widerspricht. Die unternehmensinterne Politik entspricht völlig meinen persönlichen Vorstellungen. Wir haben extrem viele verschiedene Kulturen unter den Mitarbeitern. Wir haben eine sehr starke Frauenförderung. Der Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist aus meiner Sicht total okay. Man hat die Chance, gut zu verdienen, wenn man gute Leistung bringt. Man wird entsprechend seinen Fähigkeiten eingesetzt. Wenn man wirklich gut ist, kann man als Frau schneller Karriere als die männlichen Kollegen machen.

Wie ist Ihr politischer Zugang, Ihr politisches Verständnis?

Ich fühle mich mit meinem Verständnis in der Sozialdemokratie sehr wohl. Ich komme aus einem ÖVP-Haus in Breitenschützing, das liegt zwischen Lambach und Schwanenstadt. Ich bin mit drei Brüdern auf einem Bauernhof aufgewachsen. Mein Vater war viele Jahre Gemeindevorstand der ÖVP, mein älterer Bruder war Funktionär in der Wirtschaftskammer, mein jüngerer Bruder ist ÖVP-Bezirksparteisekretär in Vöcklabruck.

Zur der Zeit, in der man sich eine Meinung zu den politischen Themen bildet, habe ich immer zu den Offenen und Fortschrittlichen tendiert. Gerade in der Schülerpolitik haben mir einige Dinge nicht gefallen. Da gab es ein elitäres Denken, es ging um Gesamt- und Ganztagsschulen, um Gratiskondome. Damals habe ich gemerkt, dass ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn habe und dass ich für eine fortschrittliche und progressive Politik, für eine Politik der Veränderung eintrete. Es ist mir heute noch ein Graus, wenn sich jemand gegen eine Veränderung sträubt.

Veränderung in welche Richtung?

Dass man sich weiterentwickelt. Dass man Dinge neu macht. Das erlebe ich auch oft in meinem Beruf. Wir kommen oft zu Unternehmen, die über gewachsene IT-Landschaften verfügen. Sie kaufen dann etwas Neues dazu, ohne das Alte abzuschalten. Es passiert viel zu wenig, dass das Alte abgeschaltet wird.

Wann haben Sie das erste Mal den Herrn Luger getroffen?

Das war beim Parteitag 1993 im Design-Center, an dem Fritz Hochmair zum Landesvorsitzenden gewählt worden ist.

Was haben Sie sich gedacht, als Sie ihn gesehen haben?

Er war mir sofort sympathisch. Er war damals schon bekannt, als ein sehr durchsetzungskräftiger Bezirksgeschäftsführer.

Haben Sie schon des Öfteren über seine Studienzeit diskutiert, als er Kommunist war?

Natürlich. Es kommen immer wieder Erinnerungen hoch. Das Witzige ist ja, dass wir aus verschiedenen Hintergründen kommen. In der SPÖ haben wir zusammengefunden. Er ist sehr geprägt durch die politische Literatur. Er hat alles gelesen und zitiert dann immer wieder daraus. Dann diskutieren wir, wie weit das heute noch relevant ist, sei es hinsichtlich der Finanzkrise oder anderer, kleinerer Geschichten.

Was sind die Gründe dafür, dass Frauen noch immer erheblich weniger verdienen als Männer?

Ich habe ein paar Entscheidungen in meinem Leben getroffen, dass das nicht so ist. Ich habe Betriebswirtschaftslehre studiert. Ich bin mit dem IT-Bereich in eine Männerdomäne gegangen. Ich war bereit ins Ausland zu gehen, damit ich einen Karrieresprung mache. Ich arbeite in der Regel mehr als 40 Stunden. Ich bin nach der Geburt meiner Tochter ein Jahr in Elternkarenz gewesen und dann Vollzeit in eine höhere Funktion zurückgekehrt. Mit meinem fachlichen Spezialwissen bin ich in einer Position, wo ich gut verdiene. Viele Frauen treffen diese Entscheidungen nicht, weil sie andere Lebensentwürfe haben.

Das bedeutet, dass die Frauen selbst schuld sind, dass sie weniger verdienen.

Nicht nur. Das Gefüge am Arbeitsmarkt ist auch dafür verantwortlich. Es gibt Unterschiede in den Branchen und in den Berufen. Die Schere ist da, es gilt sie zu schließen. Es geht aber wesentlich auch um die Lebensentwürfe. Wenn es einem wichtiger ist, viel Zeit für die Kinder, für die Familie oder für die Freizeit zu haben, wenn man dort wohnen bleiben will, wo es keine gut bezahlten Jobs gibt, dann verdient man weniger.

Sie sind die Frau des Bürgermeisters, der ständig unterwegs ist. Sie sind selbst auch stark gefordert. Wann treffen sie einander ?

Das ist eine gute Frage. Er hat einen 16-Stunden-Job und macht das mit Freude. Für mich war von Anfang an klar, dass ich auch Teil seines funktionelles Anteils als Bürgermeister bin. Ich nehme an gesellschaftlichen Events und Veranstaltungen teil. Ich bin auch dabei, wenn es um politische Diskussionen oder darum geht, ihn zu unterstützen. Wir diskutieren politisch sehr viel, die Themen sind bei uns immer präsent. Ich gebe ihm Rückmeldungen zur Presseberichterstattung, ich lese in der Früh immer alle Zeitungen.

Sie beraten und betreuen ihn auch politisch.

Ja, weil auch mir die Themen sehr wichtig sind. Die Urteilsfähigkeit ist eine der wichtigen Kompetenzen,die man in einer Jugendorganisation erlernt. Ich sage meine Meinung, auch wenn sie kontroversiell ist. Coaches sprechen hier von liebevoll erschüttern, damit jemand etwas hinterfragt und nochmals darüber nachdenkt. In der Politik gibt es viele eingefahrene Wege. Hier geht schon auch darum, andere Lösungen aufzuzeigen. Wenn man nicht in der ersten Reihe steht, tut man sich da leichter. Ich bin da völlig frei.

Was gefällt Ihnen an Linz und was weniger?

Linz gefällt mir grundsätzlich sehr gut. Es hat eine hohe Lebensqualität. Es hat eine starke Industrie und einen starken mittelständischen Kern. Sie bilden die Basis, dass man andere Bereiche entwickeln hat können. Mir gefällt alles, was in Richtung neue Technologien geht, was in der neuen Medienkunst im AEC gemacht wird, was an Kreativwirtschaft da ist. Wenn es plötzlich im Hafen Graffitis gibt und das dann als street art wahrgenommen wird. Dass sich Künstler und Leute aus der Kreativwirtschaft sich hier heimisch fühlen.

Man sollte die Entwicklung in der Tabakfabrik noch viel stärker forcieren. Der Ausbau der zweiten Schienenachse ist sehr, sehr wichtig. Wir sollten die Ausbildungsangebote verstärken. Der Weg sollte in Richtung Technische Universität gehen. Man soll auch die Migranten durch Bildung und Ausbildung stärker fördern.

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