Metropolit Arsenios: "Den Griechen geht es immer schlechter"

Metropolit Arsenios Kardamakis
Die Krise geht ins siebente Jahr, es ist keine Verbesserung in Sicht, ganz im Gegenteil.

"Die Lage der griechischen Bevölkerung verschlechtert sich weiter", schildert Arsenios Kardamakis, Metropolit der griechisch-orthodoxen Kirche von Austria, dem KURIER die Eindrücke von den Besuchen in seiner Heimat. Die Krise hält Griechenland nun schon seit sieben Jahren gefangen. Die Menschen klagten über die Sparmaßnahmen der Regierung und die neuen Steuern, die sie nicht mehr bezahlen könnten, die Löhne würden immer geringer, so Arsenios. "Manche beobachten wegen der Flüchtlingskinder auch Veränderungen in den Schulen." Denn diese hätten eine andere Kultur und andere Wertvorstellungen. Es gebe Integrationsprobleme.

"Es kommen immer noch junge Familien zu mir hier in Wien, um Hilfe zu erbitten, damit sie hier in Österreich eine Arbeit bekommen. Sie wollen hier eine neue Zukunft beginnen." Sie würden in Griechenland keine Zukunft mehr sehen.

Die griechisch-orthodoxe Kirche erweise sich als Faktor der Stabilität und der Hilfe. Das würde sowohl von der Regierung als auch von der Opposition anerkannt. "Die Pfarren führen Ausspeisungen durch und geben den Menschen Lebensmittel. Die Not steigt. Meine Priesterkollegen erzählen mir von Familien, die früher finanziell gut dagestanden sind und nun verarmen. So manche Familien können ohne die Hilfe der Kirche nicht überleben." Die Griechen, die in Europa und Amerika in der Diaspora leben, unterstützen die Kirche mit Spenden, damit sie den Armen helfen kann.

Viele Griechen seien seit mehreren Jahren arbeitslos und bekämen vom Staat keine Hilfe mehr.

Trotz der Krise seien die Griechen immer noch proeuropäisch eingestellt. "Europa wurde nach der Mythologe in Griechenland geboren. Die Demokratie wurde da erfunden. Die Griechen sind für das Gemeinsame und Verbindende." Es gebe natürlich wegen der Sparmaßnahmen auch antieuropäische Gefühle. "Aber die meisten Griechen wollen eine gemeinsame, europäische Zukunft." Es gebe aber Enttäuschung darüber, weil man sich als Mitglied der europäischen Familie vernachlässigt fühle.

Wie ist die Meinung des Metropoliten über die EU? "Ein Europa ohne Orientierung an den fundamentalen Werten des Christentums, des Humanismus, der Solidarität, des Respekts vor dem anderen und seiner Tradition hat keine Zukunft. Europa hat seine Vision verloren."

Für christliches Europa

Soll das wirtschaftlich stärkere Nordeuropa für den schwächeren Süden wie Griechenland in Form einer Transferunion mitzahlen? "Ich halte das für nicht notwendig. Wenn es gegenseitigen Respekt gibt und wenn es in einer Familie eine gerechte Verteilung gibt, dann funktioniert es." Der arme Süden kaufe die Produkte des Nordens. "Wenn der Süden nicht mehr in der Lage ist, die Produkte zu kaufen, ist es ein Verlust für alle." Wenn man mit Wissen und Unterstützung helfe, dann gebe es Entwicklung. Der Metropolit glaubt aber nicht, dass es ohne Schuldenschnitt für Griechenland gehen wird.

Arsenios steht der derzeitigen Form der EU skeptisch gegenüber. Er lehnt die Ehe für Homosexuelle ab, wie sie Deutschland beschlossen hat. Europa sollte das Christliche wieder entdecken, sagt er. "Wir sollen nicht pessimistisch sein. Wir glauben an Gott und arbeiten für das Gute. Es gibt Hoffnung. Es gibt sehr viele Leute, die wirklich Menschen im umfassenden Sinn des Wortes sind."

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