Menschen Raum geben

Sr. Hildegard Enzenhofer (links) in Beit Emmaus
Die Menschenrechtspreisträgerin über ihre Arbeit.

"Zuerst bin ich erschrocken und konnte es gar nicht glauben. Und dann kam Freude auf." Mit diesen Worten beschreibt Schwester Hildegard Enzenhofer ihre Reaktion, als sie erfuhr, dass sie den Menschenrechtspreis der Landes Oberösterreich erhält. Am 11. Dezember war im Linzer Landhaus die Übergabe. "Es ist ein Preis, eine Anerkennung, die vielen Menschen gilt: meinen Mitschwestern, den vielen VolontärInnen, den Menschen, die uns mit Gebet und finanziell unterstützen, aber auch den Menschen hier. Wir sind in Palästina sehr vernetzt und wissen, dass wir ohne die Hilfe der Menschen im Land nichts tun können", sagt die gebürtige Vorderweißenbacherin im Gespräch mit dem KURIER.

Schwester Hildegard betreut mit sechs anderen Ordensfrauen der Salvatorinnen in Israel im Palästinensergebiet ein Pflegeheim für 30 palästinensische Frauen christlichen und muslimischen Glaubens, die aufgrund ihres Alters oder einer Behinderung auf Hilfe angewiesen sind. Sie ist Leiterin der Hausgemeinschaft Beit Emmaus. Auf ihre Initiative wurde 2008 in Zusammenarbeit mit der Bethlehem-Universität in Qubeibeh eine Krankenpflegeschule errichtet. 93 Prozent der Abgänger finden einen Arbeitsplatz.

"Wir feiern Weihnachten", erzählt sie. "Ich werde, wenn es die politische Lage erlaubt, nach Bethlehem fahren, ein Stück gehen und Sie alle im Herzen mitnehmen. Meister Eckhard hat gesagt, Gott hat auf der Erde soviel Raum, wie der Mensch ihm gibt. Ich wünsche uns, dass wir Gott in uns Raum geben, und den Menschen, die unsere Hilfe brauchen."

Was hat Sie damals 2001, dazu gebracht, die Leitung der Hausgemeinschaft Beit Emmaus zu übernehmen? "Ich habe in unserer Generalleitung in Rom gearbeitet und meine Zuständigkeit war auch das Heilige Land. Nach meiner Amtszeit haben mich meine Mitschwestern gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, im Heiligen Land zu arbeiten. Nein, das konnte ich mir nicht, eigentlich wollte ich nach Österreich zurückkehren. Es begann eine innerlich unruhige Zeit für mich. Einen Tag sagte ich mir, vielleicht solle ich doch hingehen, und nächsten Tag war mehr die Sicherheit, nein, da gehe ich nicht hin, vorrangig. Ich wusste, ich muss eine Entscheidung treffen. Ich ging in das Bildungshaus der Jesuiten nach Bad Schönbrunn in der Schweiz und machte 30-tägige Exerzitien. Die Berufung nach Emmaus war eines Tages ganz klar. Ich stand auf dem Gobel und schaute in die verschneite Gegend. Da überkam mich diese große Sicherheit und ich sagte ganz laut, ja, Jesus, ich gehe ins Heilige Land." Es sei dies die Gnade einer Berufung gewesen.

Zu den politischen Konflikten zwischen den Israelis und den Palästinensern sagt sie: "Neue Gewalt erschreckt uns zuerst. Gleichzeitig wissen wir, dass die Menschen keinen neuen Krieg möchten. Die Hoffnungslosigkeit macht sie müde. Es ist richtig, dass die Menschen Ungerechtigkeiten auch benennen und dagegen demonstrieren. Das ist eigentlich ein Menschenrecht."

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