Linzer Stadtchef: "Verlasse bei Wolfsgruß Raum"

SPÖ-Stadtchef Klaus Luger fühlt sich zu Unrecht kritisiert: „Mein gesamtes politisches Leben ist von antifaschistischem Handeln geprägt“.
Klaus Luger versichert, dass der Verein Avrasya nicht ident mit Grauen Wölfen sei.

Die Antifa verlangt, wie berichtet, in einem offenen Brief von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) sich klar vom Migrantenverein Avrasya abzugrenzen, der eine Organisation der rechtsextremen Grauen Wölfe sein soll.

KURIER: Warum fällt es Ihnen so schwer, sich vom Verein Avrasya zu distanzieren?

Klaus Luger: Ich halte fest, dass ich bei allen Vereinen in Linz, die im Integrationsbeirat vertreten sind, gesprächsbereit bin. Egal, ob die nun linksnational oder rechtsnational ausgerichtet sind.

Im konkreten Fall lautet der Vorwurf allerdings, dass dieser Verein rechtsextrem ist.

Ich lasse mich mit den Verantwortlichen auch auf keine politischen Gespräche oder irgendwelche Händel ein, sondern suche lediglich in Integrationsfragen den Dialog.

Der Wiener Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger sagt, dass Avrasya zur politischen Strömung der türkisch-nationalistischen MHP, besser bekannt als Graue Wölfe, gehört.

Das ist verallgemeinernd. Die MHP sind nicht die Grauen Wölfe der 80er Jahre. Gegen Avrasya Linz liegt beim Verfassungsschutz nichts vor. Ich hatte bei meinen Gesprächen keinen Anlass zu glauben, dass der Verein ident mit militanten Grauen Wölfen sei.

Warum hat es der aktuelle Vorsitzende, trotz Aufforderung durch die SPÖ-Landespartei-Vizechefin Fiona Kaiser, bisher nicht geschafft, sich explizit davon zu distanzieren?

Er hat sich, meines Wissens, schriftlich zu Österreich und zur Demokratie bekannt.

Auf die Grauen Wölfe ist er dabei allerdings nicht eingegangen.

Die MHP ist mittlerweile eine politische Partei, mit der sogar die türkischen Sozialdemokraten kooperieren.

Zurück zu Linz: Wenn Avrasya nichts mit den Grauen Wölfen zu tun hat, warum werden dort deren Symbole wie die drei Halbmonde oder der faschistische Wolfsgruß präsentiert?

Ich kann Ihnen versichern, sollte in meiner Gegenwart jemand den Wolfsgruß machen, stehe ich sofort auf, verlasse die Veranstaltung und man wird mich dort auch nie mehr sehen.

Ihr Genosse, Gemeinderat Franz Leidenmühler, hat im Februar anders reagiert – laut Fotobeweis hat er zum Wolfsgruß sogar applaudiert.

Er hat mir versichert, dass er bei der Begrüßung applaudiert hat und ihm das Zeichen nicht aufgefallen ist. Ich finde seine Aussage glaubwürdig.

Der oö. Landesvorsitzende des KZ-Verbandes, Harald Grünn, zeigte sich am Donnerstag empört über das Naheverhältnis des rechtsextremen Vereins Avrasya zur Linzer SPÖ-Spitze. "Sieht man unter den angeblich demokratischen und integrationsfördernden Tarnanstrich, kommt eine Organisation der Grauen Wölfe zum Vorschein", kritisiert Grünn. Er verweist darauf, dass der derzeitige Avrasya-Vorsitzende direkt bei der MHP angestellt sei. "Mit der Hofierung der türkischen Rechtsextremisten des Vereins Avrasya muss endlich Schluss sein und die Bestellung deren Vertreters in den Linzer Integrationsbeirat rückgängig gemacht werden."

Die Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Österreich, Julia Herr, unterstützt den offenen Brief des oö. Netzwerks gegen Rechtsextremismus. "Die SPÖ Linz und ihr Bürgermeister Luger dürfen kein Naheverhältnis zu einer rechtsextremen Organisation pflegen und sie nach Kräften fördern." Es sei kein Kavaliersdelikt, Kontakte zu den Grauen Wölfen zu pflegen. Herr verweist auf auch auf einen Bundesparteitagsbeschluss, in dem klar gefordert wird, jegliche Unterstützung der Grauen Wölfe abzulehnen. "Parteitagsbeschlüsse gelten für die gesamte Sozialdemokratie, auch für die SPÖ Linz."

Die KPÖ kritisiert, dass Avrasya von 2009 bis 2014 mit 5000 Euro subventioniert wurde. Der Linzer FPÖ-Fraktionsobmann Markus Hein wirft sich für Luger in die Bresche: "Es ist absurd, dem Bürgermeister eine Nähe zum Rechtsextremismus zu unterstellen."

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