Linz im "Höhenrausch"

Die Nike schwebt wieder über Linz - und macht auf den Höhenrausch aufmerksam
Ab Samstag geht’s los mit dieser besonderen "Ausstellung", heuer dreht sich alles um "Andere Engel".

Was 1977 ein handfester Kunstskandal war, juckt knapp vierzig Jahre später niemanden mehr. Seit kurzem ist die Linzer Nike, eine Nachbildung der antiken Siegesgöttin "Nike von Samothrake" nach Oberösterreich zurückgekehrt, nun schwebt der "Fetzenvogel", wie die Skulptur damals von Gegnern genannt wurde, über der Landstraße (Hintergrund im Zusatz-Artikel unten). Und ist damit auch ein weithin sichtbarer "Lockvogel" für den Höhenrausch, der ab kommenden Samstag wieder am OK-Platz zu besuchen ist.

Himmlisch

Nach den Vögeln vom Vorjahr sind heuer Himmelswesen an der Reihe. Unter dem Titel "Andere Engel" zeigt zeitgenössische Kunst Zugänge zu diesem doch abstrakten Thema. Mehr als 30 Künstlerinnen und Künstler nehmen mit auf einen Parcours zu ungewöhnlichen Orten – vom Kunsthaus OK über die Dachböden des Ursulinenklosters auf die Dächer der Innenstadt. Die Schau führt zunächst durch eine Versammlung von Alltagsengeln – putzige Himmelsbewohner in der Autowerbung, adrette Gartenfiguren oder Protagonisten in esoterischen Zeitschriften. Biblische Engel werden ausführlich in der Ursulinenkirche thematisiert. In den Dachböden und im großen Saal des OK inszenieren Künstler verblüffend andere, fremde Engel. Ein Engelamt ruft die vielfältigen Funktionen und Tätigkeiten der Himmelswesen in Erinnerung, und auf dem Dach verwandelt die österreichische Künstlerin Eva Schlegel den voestalpine open space in einen Spiegelraum.

Auf dem Parkdeck der Kunst-Garage wächst ein botanischer Engelsgarten, und auf dem Passage-Dach wird das Unfassbare der Engel über Schwingungen vermittelt, unter anderem mit einer Stahl-Harfe von Josef Baier und Klangobjekten von Studierenden der Anton-Bruckneruni. Den großen Turm verwandeln zeitgenössische Künstler in eine vokale Himmelsstiege.

Der Sonntag steht immer im Zeichen der Familie, ab 14 Uhr gibt’s ohne Anmeldung ein spannendes, kreatives Programm.

Mutige vor: Eine speziell für den Höhenrausch eingerichtete Seilrutsche, der "Flying Fox", befördert Besucher bis 20 Meter über den OK-Platz und dann wieder zurück aufs Dach. Je zwei Personen gleiten langsam durch die Luft und begegnen dabei Kabakovs Skulptur "How to Meet an Angel".

Und ein Blick nach vor in die Ferien: Gemeinsam mit jungen Musikern und Schauspielern erforschen Kinder als junge Engel Stationen des Höhenrausches, die eigens für den Workshop "Wolkenklang und Schattenreich" konzipiert wurden. Dabei sind die Kinder ab 11. Juli selbst gestaltend tätig und loten ihr künstlerisches Potenzial aus (Anmeldung nötig, Info: info@ooekulturquartier.at).

INFO: 21. Mai bis 18. Oktober 2016, tgl. 10 bis 20.30 Uhr, letzter Einlass 19.30 Uhr, OK Platz, Eintritt 12 €, Ki., Jugendliche 6 €, Infos ☎ 0732/78 41 78-525 55, www.hoehenrausch.at

Von der Architekten- Künstler-Gruppe Haus-Rucker-Co wurde die 14 Meter hohe Metallplastik 1977 am Brückenkopf-Gebäude der Kunstuni montiert – nur um 27 Monate später nach Protesten wieder entfernt zu werden. Die Skulptur landete über Umwegen in Frankfurt/Main, wo sie bis vor kurzem in einem Depot gelagert wurde. Im Zuge des "Höhenrausches" schwebt die Nike nun über der Landstraße.

Kommentare