Hoffnungsschimmer für Dalibor S.

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat zwei Geiseln freigelassen.
Drei IS-Geiseln des Al-Ghani-Ölfeldes freigelassen / Opfer wurden nach Religionszugehörigkeit aufgeteilt.

Es war ein kurzes Telefonat aus dem heiß umkämpften Küstenort Sirte, das im Geiseldrama um den Linzer Ex-UNO-Soldaten Dalibor S. (39) (der KURIER berichtete) plötzlich neue Hoffnung gibt. In diesem Gespräch schilderte der Bangladescher Helal Uddin via Handy seiner Frau, dass er momentan im lokalen Krankenhaus untergebracht ist. Ihm gehe es gut, er sei nicht gefoltert worden, berichtete er. Er erwarte eine Freilassung innerhalb der nächsten zwei Tage.

Auf Weg nach Tripolis

Uddin ist einer der neun am 6. März von der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ entführten Ölarbeiter der österreichisch-maltesischen Firma Vaos. Am Dienstagabend – wenige Stunden nach dem Telefonat – wurden er, sein Landsmann Mohammed Anwar Hossain sowie ein Ghanese dann wirklich freigelassen. Laut KURIER-Informationen sollen die drei über Tripolis ausgeflogen werden.

Rund 150 Kämpfer hatten, wie berichtet, mit 30 Pick-ups das Al-Ghani-Ölfeld überfallen. Alle wichtigen Maschinen wurden demoliert, zumindest sieben libysche Securitys geköpft und neun Arbeiter als Geiseln genommen. Den Abtransport der Opfer mit einem Lkw hatte ein weiterer Security beobachtet, der frei hatte und deshalb in Zivil unterwegs war. Er gab sich gegenüber fünf in den Wohnbarracken nach möglichen Geiseln suchenden Kämpfern als Koch aus und wurde deshalb von den Terroristen am Leben gelassen und nicht gekidnappt. Das war das letzte bestätigte Lebenszeichen von S.

Hoffnungsschimmer für Dalibor S.

Zwei Geisel-Gruppen

Uddin erzählte jedoch in dem Telefonat mit seiner Frau, dass die Geiseln offenbar auf dem Weg Richtung Sirte aufgeteilt wurden – die drei islamischen Gefangenen wurden von den anderen sechs nicht-islamischen Geiseln (Dalibor S., ein Tscheche und vier Philippinos) separiert. Deshalb ist unklar, ob auch die andere Gruppe – den Umständen entsprechend – relativ gut behandelt werden.

Die bisherigen Vorgänge zeigen jedenfalls, dass es rund um die Entführer und den „Islamischen Staat“ kein einheitliches Vorgehen gibt. Denn während beim Überfall auf Al-Ghani die islamischen Wachleute geköpft wurden, werden die islamischen Geiseln nun offenbar besser behandelt und sogar freigelassen. Derartige chaotische Zustände, ohne klare Führungsstrukturen, machen es auch für den Krisenstab in Wien so schwierig. Dazu kommen medial aufgebauschte Spekulationen, wie eine angebliche Lösegeldforderung für Dalibor S. an den serbischen Geheimdienst.

Sicherheits- und Geheimdienstexperten erklären gegenüber dem KURIER, dass sie nicht einmal damit rechnen, dass überhaupt Geld für Dalibor S. gefordert wird. Das würde dem „Wilayat Tarabulus“, wie sich die IS-Gruppe der Entführer nennt, als Schwäche ausgelegt werden. Demnach gebe es nur zwei denkbare Varianten: Die schlimmste, die mit dem Tod von Dalibor S. und einem Video endet. Dagegen spricht allerdings, dass bereits fast drei Wochen seit dem Kidnapping vergangen sind. Wieso sollten die Terroristen so lange warten, jemanden zu töten?

In Sirte im Spital

Die zweite Möglichkeit ist, dass es doch noch zu einer Freilassung kommt – wie nun bei den beiden Bangladeschern und dem Ghanesen.

Bis diese in der Heimat sind, kann es allerdings noch etwas dauern. So ist der Flughafen in Tripolis der einzige in Libyen, auf dem zeitweise noch zivile Flugzeuge abheben können. Doch selbst dort gibt es stündlich Änderungen wegen anhaltender Kämpfe, am Dienstag etwa war der Airport nur für wenige Stunden geöffnet. Deshalb muss auch für die Heimreise der drei Geiseln erst ein sicherer Weg gefunden werden. Offenbar ist am Mittwoch eine diplomatische Mission sogar bis nach Sirte vorgestoßen, erklärte das Außenministerium von Bangladesch in einer Aussendung.

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