Kompromiss mit Justiz in Bogotá

Kompromiss mit Justiz in Bogotá
Die kolumbianische Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren gegen Nathalie H. nicht ein. Ihre Anwälte verfolgen nun eine neue Strategie.

Zwei Monate sitzt Nathalie H. bereits im Frauengefängnis von Bogotá in Untersuchungshaft. „Suchtgiftschmuggel“ wirft ihr die kolumbianische Justiz vor – 2,4 Kilo Kokain hatten Zöllner in ihrem Reisegepäck gefunden. „Sie ist unschuldig“, meint Vater Robert H. aus Taiskirchen. Obwohl Nathalies Reisebegleiter Luis Fernando T. alle Schuld auf sich nimmt, stehen die Chancen der 23-Jährigen auf eine baldige Freilassung schlecht.

Die Oberstaatsanwaltschaft hatte ihren Anwälten signalisiert, dass mit einer Einstellung des Verfahrens nicht zu rechnen sei. Daher versucht man eine neue Strategie: „Ihre Anwälte sind bemüht, ein verkürztes Verfahren nach amerikanisch-britischem Vorbild auszuhandeln“, erklärt Peter Launsky-Tieffenthal, Sprecher des Außenministeriums. Verdächtige müssten dabei eng mit der Anklagebehörde kooperieren. „Es geht aber nicht darum, seine Schuld zu bekunden – sondern nur anzuerkennen, dass die strafrechtlichen Vorwürfe trotz aller Gegenbeweise nicht restlos entkräftet werden können.“

Deal

Kompromiss mit Justiz in Bogotá

Inhalt und Zeitausmaß des Urteils seien nun allein vom Verhandlungsgeschick der Anwälte abhängig. Launsky-Tieffenthal: „Ziel ist, für Nathalie H. ein besseres Ergebnis zu erreichen, als in einem langwierigen Verfahren zu erwarten wäre.“

Österreich werde sich erst nach Abschluss des Verfahrens bemühen, einen Antrag auf Überstellung der 23-Jährigen in die Heimat zu erwirken. „Hier wird entscheidend sein, inwieweit das verhängte Strafausmaß mit der Rechtsauslegung in den beiden Staaten zusammenpasst.“

Nathalie H. und ihre Angehörigen sind sich aber noch nicht darüber im Klaren, ob sie sich auf den Deal einlassen werden. Doch sie tendieren in diese Richtung. „Das ist für uns eine neue Situation“, sagt Robert H. Er habe erst kürzlich wieder mit seiner Tochter telefoniert: „Die Situation gefällt uns allen nicht, aber Nathalie weiß, dass wir sie nicht hängen lassen.“ Der Besuch der Mutter und Schwester in der Vorwoche habe ihr sehr gut getan. „Wir stehen alle voll hinter ihr – heute fliegt auch ihr Lieblingscousin hinüber.“

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